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Die „Revolution der Nelken“: Portugal 1974–1976
Als nach dem April 1974 die „Revolution der Nelken“ Portugal erschütterte und die Linke der imperialistischen Länder mit neuer Hoffnung auf die Rückkehr der revolutionären Prozesse nach Europa und eine nicht vom Stalinismus diskreditierte Erhebung des ganzen Volkes erfüllte, standen die sozialdemokratischen Parteien Europas vor einer großen Herausforderung: In Portugal sollte der geordnete Übergang von einer bonapartistischen Diktatur zu demokratischen Verhältnissen vorexerziert werden - wohl nicht zu Unrecht mit Blick auf ein Spanien, in dem die Diktatur Francos sich ihrem unausweichlichen Ende Schritt um Schritt näherte. Gleichzeitig sollte die Kontrolle über den revolutionären Prozeß den bürgerlich-demokratischen Kräften nicht entgleiten und das Ende der Diktatur nicht zu unkontrollierten Eruptionen führen. Portugal war damit in den Konzepten eines modernen Kapitalismus westeuropäischen Zuschnitts als Testfall für bürgerlich-demokratische Lösungen einer revolutionären Situation ausersehen, in der nicht mit militärischen Interventionen und Wirtschaftsboykott, sondern über politischen Druck und ökonomische „Unterstützung“ die entscheidenden Weichenstellungen in der Gesellschaft erreicht werden sollten.