Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko

 

 

 

Am 20. April explodierte die Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ der Firma BP 100 km vor dem Mississippidelta im Golf von Mexiko.

 

 

Die Folgen für die Umwelt sind schon jetzt verheerend, und werden mit jeden Tag verheerender. 

 

 

Am 20. April explodierte die Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ der Firma BP 100 km vor dem Mississippidelta im Golf von Mexiko. Vom Meeresboden aufströmendes Methangas durchbrach Sicherungen und Schranken, entzündete sich und setzte die gesamte Plattform in Brand. Nach zwei Tagen verschwand die Stahlkonstruktion in einer Tiefe von 1500 Metern, allen verzweifelten Löschversuchen, die ein Absinken der Bohrinsel verhindern sollten, zum Trotz. Seitdem sprudeln stündlich mehr als 33.000 Liter Rohöl ins Meer – 800.000 Liter am Tag. Die Folgen für die Umwelt sind schon jetzt verheerend, und werden mit jeden Tag verheerender. 

Gescheiterte Versuche…

In den ersten Tagen erregte vor allem eine Methode zur Eindämmung des Öls die mediale Aufmerksamkeit: das Abbrennen des Ölteppichs. So sollte der gigantische Ölfilm im Golf von Mexiko in Brand gesetzt werden, bevor er die Küste erreichen würde. Allerdings spielte das Wetter nicht mit, und stürmische See und hoher Wellengang verhinderten das Abbrennen des Öls.

In der Zwischenzeit tüftelten die  BP-“Experten“ einen anderen Plan aus: Die Austrittsstelle in 1500 Metern Tiefe solle mit einer riesigen Stahlglocke überdeckt werden. Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen, bis zu 85% des Öls in Tanker abpumpen zu können. Eine solche Maßnahme in 1500 Metern Tiefe wurde jedoch nie zuvor ausprobiert, und so ergaben sich Probleme bei der Durchführung. Die niedrige Temperatur des Meerwasser führte zur Bildung von Eiskristallen an der Stahlglocke, welche das Abpumpen des Öls unmöglich machten. So musste die 100 Tonnen schwere Stahlkonstruktion, die so hoch wie ein vierstöckiges Haus ist, wieder aus der Tiefe geholt werden.

Auch das Abpumpen des Öls von der Meeresoberfläche ist wenig wirkungsvoll und das, obwohl über 260 Schiffe im Einsatz sind. Da sich das Öl auf einer riesigen Fläche verteilt, ist es kaum möglich, große Mengen des Rohöls aus dem Wasser zu holen.

Mit Gift gegen Öl?

Während sich die verschiedenen Pläne zur Eindämmung der Katastrophe als nicht praktikabel herausstellen, werden täglich tausende Liter Chemikalien ins Meer gepumpt. Der eingesetzte Chemiemix Corexit 9500 zersetzt das Öl schon unter der Wasseroberfläche und soll so verhindern, dass dieses an die Wasseroberfläche gerät und die Küsten verschmutzt. Inzwischen sollen schon über 1 Mio. Liter des Corexit 9500 im Golf von Mexiko sein. Hergestellt wird die Chemikalie mit einer geheim gehaltenen Rezeptur vom US-Konzern Nalco, welcher sich an der Umweltkatastrophe inzwischen eine goldene Nase verdient haben dürfte.

Entgegen der Behauptungen des US-Konzerns sehen viele Umweltforscher den Einsatz von Corexit 9500 sehr kritisch und warnen vor drastischen Folgen. Selbst laut Angaben des Herstellers kann das Mittel Entzündungen der Augen und Lungen auslösen und vom Einatmen des Dampfes wird strengstens abgeraten.

Trotzdem sieht Nalco keine Gefahr bei dem Einsatz…ob die Profite die Sicht versperren?

Nationale Katastrophe?

Viele sehen in der Explosion der Ölbohrplattform und der Verschmutzung des Meerwasser eine „nationale Katastrophe“ Dabei ist die Katastrophe erstens keine nationale, sprich US-amerikanische: Auch wenn die USA im Augenblick tatsächlich am stärksten betroffen sind, so sind auch andere AnrainerInnenstaaten des Golfs von Mexiko mittelbar betroffen. Zweitens trifft diese Umweltkrise wie so oft kaum die KapitalistInnen, sondern vor allem die ArbeiterInnen auf den Ölbohrplattformen und Fischerbooten. Der Tod von elf Arbeitern bei der Explosion der „Deepwater Horizon“ ist nur der Höhepunkt einer ganzen Reihe von tödlichen Unfällen auf Plattformen im Meer, welche mit trauriger Regelmäßigkeit auftreten.

Gleichzeitig verlieren viele Fischer an der US-Küste die Einnahmen einer ganzen Fangsaison. Vielen macht das besonders schwer zu schaffen, da sie erst 2005 beim Hurrikan „Katrina“ ihre Fischerboote verloren. Vor allem kleine Betriebe, die noch Kredite für neue Boote abzahlen müssen, haben mit dem Fangverbot schwer zu kämpfen. Auch hier sind wieder besonders die ArbeiterInnen betroffen, die auf die Arbeit auf Fischerbooten angewiesen sind, da sie auf dem andere Jobs – gerade in Zeiten der Krise – am US-Arbeitsmarkt schwer zu finden sind und sie auch kaum auf ernsthafte Unterstützung hoffen können???. Da helfen auch die Hilfszusagen von BP wenig, die jeder „legitimen“ Forderung nachkommen wollen, denn was für BP „legitim“ ist, kann sich mensch jetzt schon denken.

Profitlogik vs Umweltschutz

Immer wieder kommt es zu Umweltkatastrophen, die dann einzelnen Konzernen zugeschoben werden. Seien es Tankerunglücke oder Schäden an Ölbohrplattformen, Fehler im Betrieb von Atomkraftwerken, Verseuchung von Flüssen mit Abwässern oder die Zerstörung ganzer Landstriche wie zum Beispiel des Regenwaldes, meist wird einzelnen Konzernen die Schuld gegeben, die durch „rücksichtslose Profitgier“ im „Turbokapitalismus“ die Umwelt zerstören würden.

Aus marxistischer Sicht sind diese Anklagen lächerlich. Natürlich missachten Konzerne systematisch Sicherheits- und Umweltschutzmaßnahmen, durch die Umweltkatastrophen weitgehend verhindert hätten werden können. ManagerInnen müssen für ihr Vorgehen ebenso zur Verantwortung gezogen werden wie Spitzenbeamte von Regierungen und Aufsichtsbehörden, die als Erfüllungsgehilfen der Konzerne agieren und erst die gesetzliche Basis geschaffen haben, auf deren Grundlage Konzerne völlig legal die Ausplünderung der Natur und die Zerstörung von Lebensräumen vorantreiben können.

Aber es wäre zu billig, die Schuld für diese und ähnliche Katastrophen einzelnen skrupellosen GeschäftemacherInnen und bestechlichen PolitikerInnen in die Schuhe zu schieben. Das Problem liegt tiefer: Umweltschutzmaßnahmen oder  Investitionen in die Sicherheit der ArbeiterInnen schmälern die Gewinne der Konzerne – und zählen damit bei Strafe des Untergangs zu Kosten, die im Kampf um Marktanteile minimiert werden müssen.

Denn der Kapitalismus basiert darauf, dass jedeR einen möglichst hohen Profit erwirtschaften muss, um in der Konkurrenz zu überleben. Die Konzerne sind also dazu gezwungen, so wenig Geld wie möglich in den Umweltschutz zu investieren, um den Profit zu maximieren. Dass dabei immer wieder auch gesetzliche Regelungen umgangen werden, liegt in der Natur der Sache.

Deswegen ist es notwendig, eine Wirtschaft aufzubauen, die nicht nach Profiten, sondern nach Bedürfnissen produziert. Nur in einer solchen, demokratisch von unten geplanten Wirtschaft, kann die Umwelt nachhaltig geschützt werden.

Um die Umwelt zu schützen, bedarf es also einer Gesellschaft, die nicht Konkurrenz, sondern Solidarität als Grundlage hat.

In diesem Sinne darf sich unser Kampf für die Erhaltung unserer Umwelt nicht nur gegen einzelne profitgeile Konzerne oder skrupellose ManagerInnen richten. Er muss zu einem Kampf werden gegen das System – ein Kampf gegen den Kapitalismus!

Aus Katastrophen wie der Explosion auf der Ölplattform Deepwater Horizon, aber auch aus unzähligen „kleineren“ Arbeitsunfällen und Umweltkatastrophen können wir daher nur die Lehre ziehen: Der Besitz der großen Konzerne muss enteignet und unter die demokratische Kontrolle der ArbeiterInnen gestellt werden! Energiegewinnung und -produktion müssen entsprechend den gesellschaftlichen Bedürfnissen und entsprechend dem Stand der technischen Beherrschbarkeit demokratisch geplant werden! Auch dann werden natürlich Naturkatastrophen nicht völlig ausgeschlossen werden können. Aber nur in einer demokratisch geplanten und verwalteten Gesellschaft werden nicht kurzfristige Profitinteressen einzelner höher stehen als die Erhaltung des Ökosystems und der natürlichen Lebensräume.