Der österreichische Nobelpreisträger Konrad Lorenz ist einer der angesehensten Wissenschafter unseres Jahrhunderts. Der nette Mann mit dem Lächeln im Gesicht, der mit „dem Vieh, den Vögeln und den Fischen“ redete. So wird er zumindest gerne dargestellt. Doch gibt es noch mehr über ihn zu sagen. 1938 trat er der NSDAP bei und wurde Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes.
Konrad Lorenz wurde 1903 in Altenberg bei Wien geboren, wo er 1989 auch starb. Seine Arbeit „Über den Begriff der Instinkthandlung“ (1937) gilt als Beginn der vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie). 1973 erhielt er zusammen mit Karl v. Frisch und Nikolaas Tinbergen den Nobelpreis für Medizin.
„[…] ich habe mich ja auch vor aller Politik gedrückt […] vor einer Auseinandersetzung mit den Nazis habe ich mich in sehr verächtlicher Weise gedrückt, ich hatte einfach keine Zeit da-zu.“ sagte er 1988 in einem Interview.
Aufnahmeantrag in die NSDAP
1938 war er interessierter an Politik. Am 28. Juli stellte er einen „Antrag auf Ausstellung einer vorläufigen Mitgliedskarte” der NSDAP in der er seine Verdienste für den Nationalsozialismus schildert und sich an den politischen und gesellschaftlichen Geschehnissen in-teressiert zeigt. „Ich war als Deutschdenkender und Naturwissenschaftler selbstverständlich immer Nationalsozialist” schreibt er in diesem Antrag.
Seinem Schreiben beigelegt war eine Empfehlung des Rektors der Universität Wien, in der jener angibt er „habe den Eindruck gewonnen, dass der Genannte wissenschaftlich durchaus in jenem Geiste arbeitet, wie ihn der Nationalsozialismus erfordert”.
Ein bekennender Nationalsozialist muss freilich auch eifrig die Werbetrommel für die neue Ideologie rühren, und welches Podium eignet sich für einen Wissenschaftler besser als die Universität? Nach seinen eigenen Angaben hat er „unter Wissenschaftlern und vor allem Studenten eine wirklich erfolgreiche Werbetätig-keit entfaltet” und es war ihm doch tatsächlich gelungen „sozialistischen Studenten die biologische Unmöglichkeit des Marxismus zu beweisen und sie zum Nationalsozialismus zu bekehren” (dazu auch ein Artikel im Morgenrot 13).
Er begründete diese Unmöglichkeit mit seinen Forschungen an Graugänsen, die fremden Individuen gegenüber skeptisch bis aggressiv reagieren. Dieses Verhalten legte er auf den Menschen um. In seinem nach 1945 erschienenen Hauptwerk “Die 8 Todsünden der zivilisierten Menschheit” schreibt er diese Interpretation nieder. Demzufolge sei Frem-denhass etwas Natürliches und auch Notwendiges, denn das Fremde birgt Gefahr, weil unbekannt, und muss dementsprechend verfolgt und ausgemerzt werden.
So finden sich in seinen unzähligen Texten aus der NS-Zeit immerwieder Unterscheidungen zwischen „Vollwertigen und minderwertigen Individuen” und Ideen von „sozial minderwertigem Menschenmaterial” dessen „Ausmerzung jede Maßnahme legitimiert“.
Doch meinte er diese Aussagen ja gar nicht so, wie er sie gesagt hat, denn er hatte ja nicht gewusst, dass mit „ausmerzen” oder „Selektion” Mord gemeint war. Er sei „naiv, blöd und gutgläubig” gewesen, gibt er in einem Interview 1981 an. Nun … Dummheit schützt vor Strafe nicht und einem Biologen sollte wohl klar sein, was Selektion für das selektierte Individuum bedeutet, wenn er seine Augen auch vor den zeitgeschichtlichen Geschehnissen verschließt. Da Lorenz ja anscheinend nichts von den Folgen der Diskriminierung mitbekam, konnte er sich auch getrost und ohne schlechtes Gewissen dem wissenschaftlichen Belegen dieser Diskriminierung widmen.
Ehrenamtlich bei der Reichsstiftung
So beteiligte er sich 1942 ehrenamtlich an einer Untersuchung der „Reichsstiftung für deutsche Ostforschung” an „deut-sch-polnischen Mischlingen und Polen” in der es um „ei-gnungspsychologische und charakterologische Wertigkeit” in Hinsicht auf eine mögliche Einbürgerung ging. Denen keine Einbürgerungsfähigkeit attestiert wurde, stand Zwangsarbeit und Deportation bevor. Davon wusste er wahrscheinlich auch nichts.
Lorenz´ ethologische Forsch-ungen haben die Biologie bestimmt weitergebracht und waren für den wissenschaftlichen Fortschritt wichtig, doch sollte mensch sich hüten, seinen Interpretationen, der Umlegung auf die Menschheit, Glauben zu schenken.