Seit vielen Jahrzehnten kämpfen Frauen um eine geschlechtsneutrale und gerechte Sprache. Bei dieser Sprache handelt es sich nicht um eine neu erfundene Sprache, sondern um die Art und Weise des Sprechens, in der Frauen berücksichtigt und auch explizit genannt werden.
In den meisten Fällen ist es leider immer noch so, dass Feminina entweder nur „mitgemeint” oder sogar ignoriert werden. Dass damit eine konsequente Diskriminierung des weiblichen Geschlechts erfolgt, ist offensichtlich. Es muss auch unterschieden werden zwischen einer geschlechtsneu-tralen Sprache und einer gerechten Frauensprache. Der Unterschied besteht darin, dass bei der geschlechtsneutra-len Sprache beide, also die weiblichen und die männlichen, Formen, beinhaltet sind und somit auch Frauen sprachlich eingeschlossen werden. Die „gerechte” Sprache legt hingegen noch mehr Betonung auf das Femininum, das explizit aufgeführt wird.
Patriachale Sprache
Die gesellschaftliche Wirklichkeit oder Realität wird in der Sprache widergespiegelt. In dieser Wirklichkeit existiert die Diskriminierung von Frauen. In der Sprache also auch. Oft ist diese Diskriminierung nicht offensichtlich, aber sobald genauer hingesehen wird, kommen schnell Frauenfeindlich-keit und Sexismus zum Vorschein.
In unserer Gesellschaft ist die Sprache durch und durch von männlichen Denkweisen und Vorstellungen geprägt. Männliche Formen werden bevorteilt. Frauen sind also entweder gar nicht oder nur untergeordnet präsent. Das Patriarchat hat die Sprache zu einem Machtinstrument für Männer gemacht, denn der Grundsatz „weiblich = zweitrangig” findet in ihr in extremer Weise Anwendung. Die Vermeidung von sexistischem Sprachgebrauch ist demnach als Gesellschaftskritik zu werten. Wir begegnen täglich patriachalem Sprachgebrauch, nicht immer bewusst, aber doch.
An folgendem Beispiel wird gezeigt, dass ein und derselbe Ausdruck je nach Zusammenhang mal dies oder jenes bedeuten kann. Auch hier scheint die Regel zu greifen: Im Zweifelsfall ist die männliche Form der Maßstab. Also: „Jeder Österreicher hat das Recht auf freie Meinungsäußerung.“ Aber: „Jeder siebte Österreicher geht zu einer Dirne.“ Als Gegenbeispiel: „Die Österreicher sind tüchtige Hausfrauen.“ Hierzu muss eigentlich nichts mehr gesagt werden. In diesem Fall ist natürlich die Frau gemeint.
Es folgen nun einige Beispiele dafür, wie Frauensprache angewendet wird und wie bestimmte Formulierungen vermieden werden können.
# weibliche Personenbezeichnungen in der femininen Form nennen (Meine Freundin ist Mechanikerin).
# Frauen explizit ansprechen.
# sexistische Ausdrücke vermeiden und offen ansprechen.
# Verwendung des großen „I” Diese Schreibweise hat den Vorteil, dass lange Formulierungen gespart werden, zum Beispiel können „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter” schnell als „MitarbeiterInnen” zusammengefasst werden. Trotzdem drückt diese Form aus, dass es sich sowohl um Frauen, als auch um Männer handelt.
# Die Groß- R/N- Schreibung (Bsp.: JedeR/JedeN) Auch die „Groß- R/N- Schreibung” hat den Vorteil der Kürze und beinhaltet prinzipiell dieselben Regelungen, wie das „große I”. Der gemeinsamen Wortstamm und die Endung werden auch hier wieder zusammengezogen, wenn Frauen und Männer in gleichem Maße gemeint werden.
Radikale Feminisierung
Auch eine radikale Feminisier-ung könnte benutzt werden, in der ausschließlich von „Bürgerinnensteig”, „Fahrerinnensitz”, „Managerinnenbüro” oder „Studentinnenwohnheim” gesprochen wird und die maskulinen Formen einfach ignoriert werden. So wird “dezent” auf Missstände hingewiesen.
Es kann natürlich auch versucht werden, neutral zu formulieren. Hier spielt, neben der Möglichkeit der Umschreibungen und kreativer Neuschöpfungen der Plural eine wichtige Rolle. Meistens ist die Pluralbildung eine gute Möglichkeit, neutral zu formulieren, weil im Plural sowohl die femininen als auch die maskulinen Bezeichnungen enthalten sind. Beispiel: „Jeder Auszubildende wird in der Finanzbuchhaltung anfangen.“ Wird zu :„Alle Auszubildenden/die Auszubildenden werden in der Finanzbuchhaltung anfangen.“
Ein Schritt
Ganz egal wie versucht wird, Sprache geschlechtsneutral und damit gerecht zu machen, es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es darf allerdings nicht der Fehler gemacht werden, zu glauben, dass sich das patriachale System stürzen lässt, indem die Sprache gerechter wird. Die Sprache ist zwar ein wichtiges Mittel zur Aufrechterhaltung des jetzigen Systems, aber eine völlige Befreiung der Frauen wird durch die „Innen”- Form nicht erreicht, auch wenn manche ÖVP-Politikerin vielleicht dieser Ansicht ist.
Die Erfolge, die Frauen im Bereich der Sprache erkämpft haben, müssen gewürdigt und ge-feiert werden. Aber es ist noch ein langer Weg, den die Frauen zurücklegen müssen, bevor von einer tatsächlichen Gleichberechtigung der Geschlechter geredet werden darf.