Das poststalinistische Moskau ist ein Jahrzehnt nach dem Umbruch die Stadt mit den meisten Dollar-Milliardären weltweit.
Laut der russischen Ausgabe des Magazins "Forbes" zählt Russland bereits 36 Dollar-Milliardäre, davon 33 in Moskau. Damit ist Moskau die Stadt mit den meisten Dollar-Milliardären weltweit, gefolgt von New York (31). In ganz Russland besitzen die 36 Milliardäre insgesamt 110 Milliarden Dollar und somit ein Viertel (!) des gesamten russichen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zum Vergleich: die 277 US-Milliardäre besitzen 651 Mrd. US-Dollar, was allerdings "nur" sechs Prozent des US-BIP entspricht.
Zwei Drittel der russischen Milliardäre arbeiten in den Bereichen Öl, Gas und Metall. Als einzige Frau hat es Jelena Baturina in die Liste geschafft. Sie ist Chefin des Baukonzern Inteko und zufällig Frau des einflussreichen Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow, der in Moskau in den letzten Jahren einen Bauboom beschert hat.
Alle diese Milliardäre haben den Grundstein ihres Reichtums in der Zeit der wilden Privatisierungen in den 90er Jahren gelegt, als das poststalinistische Russland die Eigentümer und Reichtümer der Gesellschaft an zumeist dubios-mafiöse Gestalten verkaufte. Oft traten die dabei die alten stalinistischen BürokratInnen als KäuferInnen oder VerkäuferInnen (oder sogar beides in einem) auf.
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Zusammenbruch des Stalinismus lässt sich eine klare Bilanz ziehen: Heute steht in Russland dem Reichtum einer kleinen Elite das soziale Elend großer Teile der Gesellschaft gegenüber. Die Lebenserwartung ist drastisch gesunken, die soziale Situation ist dramatisch. Kurzum: der Kapitalismus hat als angebliche Alternative klar versagt.