Am 10.12.2006 ist der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet in einem Militärkrankenhaus im Kreise seiner Familie friedlich entschlummert. Für zehntausende seiner Opfer, die verhaftet, gefoltert und ins Exil getrieben wurden, für die Angehörigen der vielen tausend Ermordeten und für alle diejenigen, die sich der Linken und der ArbeiterInnenbewegung zugehörig fühlen, wird dieser Tag als Freudentag im Kalender angestrichen bleiben. Und doch bleibt ein schaler Nachgeschmack …
Der Massenmörder Pinochet ist also tot. Seine damaligen Freunde in den politischen Eliten Westeuropas und der USA sind still geworden, einzig Großbritanniens ehemalige Premierministerin Thatcher trauert öffentlich um ihren Freund. Doch als damals Pinochet den "Volksfront"-Präsidenten Allende gestürzt hatte, da waren sie alle einig in ihrem Glück: die Konzernherren von ITT bis zur United Fruits Company, die US-Regierung und die konservativen Eliten Europas von Thatcher bis zum deutschen Innenminister Franz-Josef Strauss. Denn Pinochet war der Garant dafür, mit allen notwendigen Mitteln die Linke in Zaum zu halten, das Bestehen des Kapitalismus zu sichern.
Die Sozialdemokratie vergoss hingegen 1973 Krokodilstränen, doch als sich 1970 mit der Wahl des Sozialdemokraten Allende zum Präsidenten die Systemfrage gestellt hatte, als es um alles gegangen war, hatten die chilenische SP und KP gemeinsam mit ihren internationalen Verbündeten alles daran gesetzt, die Bewegung "nicht aus dem Ruder" laufen zu lassen und immer wieder faule Kompromisse mit der Rechten gesucht. Pinochet selbst war von Allende kurz vor dem Putsch zum Generalstabschef ernannt werden. Er dankte dies mit der Ermordung des Präsidenten.
Von 3.000 bis 80.000 gehen die Schätzungen, wenn es gilt, festzustellen, wie viele Opfer auf das Konto der chilenischen Militärdiktatur rund um den Faschisten Pinochet gehen. Sicher ist, dass es viel mehr als die nun kolportierten 3.000 sind. Dazu kommen zehntausende Verhaftete, Gefolterte, Vertriebene. Menschen aus der ArbeiterInnenbewegung, die für ein besseres Leben, eine bessere, eine sozialistische Zukunft gekämpft hatten und dafür im Konzentrationslager im Stadion von Santiago de Chile, in den Geheimgefängnissen, in den Kasernen der Junta einen hohen, oft einen allzuhohen Preis zahlen mussten.
Pinochet selbst wurde niemals angeklagt, niemals verurteilt. Bis zu seinem Tod genoss er Immunität und die sozialdemokratische Regierung Chiles entblödete sich nicht, ihm ein offizielles Begräbnis als ehemaligem Chef der Streitkräfte zu gewähren und sogar die Verteidigungsministerin als Vertreterin der Regierung zu entsenden.
Gleichzeitig tanzten tausende Menschen auf den Straßen Santiagos und der anderen großen Städte des Landes, feierten den Tod des Schlächters. Doch die Opfer sind ungesühnt. Ihr Tod ist Vermächtnis und Auftrag zugleich: für eine sozialistische Gesellschaft zu kämpfen – in Chile und international!