Das Thema China erfreut sich in letzter Zeit auch oder gerade in den bürgerlichen Medien großer Beliebtheit. Dabei werden oft Horrorszenarien gezeichnet in denen China innerhalb kurzer Zeit zu einer Weltmacht aufsteigen und die weltweiten Kräfteverhältnisse gehörig ins Schwanken bringen könne. Chinas Bedürfnis nach Rohstoffen würde die weltweiten Preise explodieren lassen; das Wirtschaftswachstum würde zu Umweltverschmutzungen ungeahnten Ausmaßes führen. Auf der anderen Seite wird das chinesische "Wirtschaftswunder" hochgejubelt und den ArbeiterInnen hierzulande ein schlechtes Gewissen gemacht, schließlich wären ihre Löhne ja viel höher als in Shanghai oder Beijing und weniger fleißig wären sie sowieso… All diesen Einschätzungen, so wie auch vielen von linker Seite, fehlt allerdings eine grundlegende Auseinandersetzung mit den ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen in China. Parallel tauchen oft Begriffe wie Kommunismus, sozialistische/soziale Marktwirtschaft und Turbokapitalismus auf.
Wir glauben, dass bezüglich einer Analyse der chinesischen Situation vorschnelle Schlüsse nicht angebracht sind. Deshalb setzten wir uns im ersten Teil, von Manfred Scharinger, mit dem chinesischen Stalinismus und seinen Besonderheiten auseinander. Dabei werden die Grundlagen geschaffen, auf denen dann Stefan Horvath die Restauration des Kapitalismus in China und dessen Besonderheiten analysiert. Danach liegt der Fokus auf der Frage, ob in China die Restauration des Kapitalismus bereits erfolgt und das Land am Weg zu einer neuen Weltmacht ist. Im letzten Kapitel betrachten wir die soziale Lage sowie die Situation und die Kämpfe der chinesischen ArbeiterInnenklasse.
Diese Broschüre bildet den Abschluss einer Reihe von Referaten und Diskussionen, die in der RSO bzw. noch von AL-Antifaschistische Linke und Arbeitsgruppe Marxismus (AGM) geführt wurden. Selbstverständlich ist mit diesem Text das letzte Wort noch nicht gesprochen. Gerade in China, wo sich der soziale Wandel heutzutage viel schneller vollzieht als anderswo, kann sich die Situation schon in wenigen Jahren geändert haben. Wir glauben jedoch mit dieser Broschüre in einer aktuellen Diskussion eine grundlegende Einschätzung verschiedener Aspekte der sozialen Entwicklung Chinas zu liefern.
Wien, Januar 2008
Inhalt
China 1949-1989: Vier Jahrzehnte Voluntarismus und Pragmatismus
(Manfred Scharinger)
China auf dem Weg zur Weltmacht?
(Stefan Horvath)
Vom stalinistischen Vogelkäfig zur kapitalistischen Katze: Die Restauration des Kapitalismus in den 90er Jahren bis heute
Der Fall des Stalinismus in Russland und Osteuropa und seine Auswirkungen auf China
Aufschwung der Exportwirtschaft
Reform der Staatsunternehmen
"Von Großbritannien lernen": Der 15. Parteitag und die Privatisierungswelle
Beitritt zur WTO
Führungswechsel in Staat und Partei
Kapitalismus in China heute
Die chinesische Bourgeoisie
China, die neue Weltmacht?
"Made in China": Die Struktur der chinesischen Ökonomie
Going Global? Chinesische Investitionen im Ausland
Chinas Rolle im Weltsystem
Chinas Rolle in der "Dritten Welt"
Zusammenfassung und Ausblick
Die soziale Lage und die Situation der chinesischen ArbeiterInnenklasse
Armut und Elend im kapitalistischen China
Die Situation von Frauen
Die ökologische Katastrophe
Die chinesische ArbeiterInnenklasse
Klassenkämpfe und Perspektiven für die chinesische ArbeiterInnenklasse
China auf dem Weg zur Weltmacht
Marxismus-Sondernummer 26, Januar 2008, 96 Seiten A5, 3.5 Euro / 6 CHF
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Die früheren Marxismus-Nummern zum Themenbereich China und Ostasien:
China unter Mao
Von der Entstehung zum Niedergang der Volksrepublik
Marxismus Nr. 17
August 2000, 232 Seiten A5, 10 Euro
Hintergründe und Ursachen der Asienkrise
Marxismus Nr. 16
September 1999, 220 Seiten A5, Euro 10
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