Französische und deutsche Conti-ArbeiterInnen demonstrierten gemeinsam gegen Werkschließungen. Ein bedeutendes Beispiel für länderübergreifenden Klassenkampf.
Am 23. April reisten mehr als 1.000 Continental-ArbeiterInnen aus Frankreich an, um in Hannover gemeinsam mit 2.000 KollegInnen aus Deutschland gegen zwei Werkschließungen in Clairoix und Hannover zu protestieren.
Grund dafür war die Hauptversammlung der AktionärInnen von Continental, auf der die Vernichtung von insgesamt 1.900 Arbeitsplätzen beschlossen werden sollte. Angst vor Arbeitsplatzverlust ist für Continental-Beschäftigte leider nichts Neues: Bereits seit Beginn dieses Jahres wurden weltweit 7.000 Continental-Beschäftigte gekündigt, in Deutschland wurde seit April faktisch jedeR Zweite zur Kurzarbeit verdonnert.
Vor allem in Frankreich ist seit mehreren Wochen eine Radikalisierung der ArbeiterInnen unterschiedlicher Industrien und ihrer Proteste bemerkbar. Bereits die neunte Geiselnahme von leitenden Angestellten binnen fünf Wochen, in Hungerstreik getretene GewerkschafterInnen und ArbeiteInnen, die ein weiteres Mal die Strom- und Gaszufuhr von hunderttausenden KundInnen unterbrechen wollen, um für höhere Löhne zu protestieren.
Angesichts der Conti-Werkschließungen – eine Klage der Belegschaft gegen die Schließung wurde abgeschmettert – platzte CGT-Gewerkschaftsführer Xavier Mathieu der Kragen. Er und seine KollegInnen verwüsteten die Präfektur, einige Büros und den Eingangsbereich des Conti-Werkes. In den Abendnachrichten, also live vor Millionenpublikum, antwortete er auf die Frage, ob er seinen Wutausbruch denn bereue: „Sie machen wohl Witze! Was soll ich bereuen. Ein paar Computer? Was ist das schon im Vergleich zu mehr als 1.000 zerstörten Leben? In einem Monat sitzen wir und unsere Familien auf der Straße. Wir wollen aber nicht krepieren. Deswegen werden wir weitermachen.“
Gleichzeitig darf von der CGT-Führung auch nicht zuviel erwartet werden, schließlich hat sie in der Vergangenheit oft genug dabei mitgeholfen Arbeitskämpfe abzuwiegeln. Allerdings zeigt der Vorfall bei Conti, welchem starken Druck der jeweiligen Belegschaften lokale GewerkschaftsfunktionärInnen zur Zeit ausgesetzt sind.
Viel zu oft schaffen es internationale Konzerne, ihre einzelnen nationalen Belegschaften mit fadenscheinigen Versprechungen oder auch mit Hilfe von Drohungen gegeneinander auszuspielen. Diesem strategischen Denken der KapitalistInnen müsste ein konsequenter Internationalismus der ArbeiterInnenklasse entgegengesetzt werden. Die gemeinsamen, länderübergreifenden Proteste stellen in diesem Sinn eine beispielhafte Aktion dar.