Die Organisation ATTAC steht bei vielen kapitalismuskritischen Linken hoch im Kurs. Doch ihre Forderungen sind in der Regel recht zahm, was sich nun auch anhand der Vorschläge zur Weltwirtschaftskrise zeigt.
Für ATTAC stehen die Finanzmärkte im Mittelpunkt ihrer Kritik. Der Kapitalismus funktioniert für sie nicht gut genug, durch Kapitalmarktreformen soll das geändert werden. Eine demokratische Politik wird gefordert, die Regeln bestimmen soll, die wiederum den wirtschaftlichen Interessen der gesamten Bevölkerung zu Gute kommen sollen. Eine solche klassenunspezifische Vorstellung von einem funktionierenden Kapitalismus führt schließlich zu der Forderung Weltbank und Währungsfonds zu demokratisieren und der UNO zu unterstellen. Hier zeigt sich ATTACs äußerst naive Einstellung gegenüber Institutionen des kapitalistischen Systems, schließlich vertreten die Weltbank, der IWF und die UNO die Interessen des internationalen Finanzkapitals.
Auch die von ATTAC seit der Gründung geforderte Tobin-Tax, eine Mini-Besteuerung (zwischen 0,1 bis ein Prozent) internationaler Finanztransaktionen, soll dazu beitragen das kapitalistische System sozialer zu machen. Die Tobin-Tax hätte aber keine der großen Währungskrisen der letzten Jahre (Europa 1992, Mexiko 1994-95, Asien 1997-98) verhindern können, da das Ungleichgewicht an den Finanzmärkten so massiv war, dass es sich für die Banken, Finanzinstitutionen und globalen Investmentfonds trotzdem noch gelohnt hätte, große Summen zu verschieben.
Forderungen wie die Abschaffung von Steueroasen und Haftung der SpekulantInnen erscheinen durchaus sinnvoll, letztendlich aber, hat ATTAC Illusionen in einen „guten“, einen krisenfreien Kapitalismus. Doch die letzten 150 Jahre zeigen, dass das kapitalistische System, egal welche Wirtschaftspolitik gerade betrieben wurde, immer wieder in Krisen geschlittert ist. Auch das von ATTAC so gepriesene (stärker staatlich regulierte) Modell der Nachkriegszeit endete mit der großen Krise 1974/75, weil es sich als unfähig erwies, ihr etwas entgegenzusetzen.
Zum Weiterlesen:
ATTAC: Alternativmediziner am Krankenbett des Kapitalismus