Wladek Flakin ist Aktivist der unabhänigigen Jugendorganisation Revolution, mit der wir seit längerem eng zusammenarbeiten. Derzeit befindet er sich in Honduras und berichtet direkt aus Tegucigalpa über die angespannte politische Lage.
Risse im Lager der Putschisten
Militär und Polizei gehen in Honduras weiter gegen Demonstrationen vor
Bereits in den frühen Morgenstunden hatte die Polizei das Gebäude des Nationalen Agrarinstituts geräumt, das seit dem Putsch vom 28. Juni durch Bauern und Arbeiter besetzt gehalten worden war. Die Besetzer hatten gegen die Ernennung eines Putschisten zum neuen Direktor des Instituts protestiert; sie wollten eine befürchtete Manipulation oder Vernichtung der in dem Institut archivierten Eigentumstitel verhindern, durch die eine Enteignung der Ländereien armer Bauern möglich werden würde. 57 Menschen wurden im Zuge der Räumung verhaftet.
Der Ausnahmezustand, die Ausgangssperren und Demonstrationsverbote haben in den vergangenen Tagen größere Demonstrationen der Widerstandsbewegung weitgehend verhindert. Trotzdem sollen die Protestaktionen fortgesetzt werden. So wollen Studierende der Autonomen Universität in der kommenden Woche gegen die geplante Erhöhung der Studiengebühren in den Streik treten.
Unter den bisherigen Unterstützern des Staatsstreichs werden weitere Risse sichtbar. Der militärische Chef der Putschisten, Generalstabschef Romeo Vásquez Velásquez, kündigte gegenüber honduranischen Zeitungen eine »baldige« Lösung der Krise an. Ohne genauere Angaben zu machen, sagte er, daß »manche gewinnen und manche verlieren« würden. Auf Ablehnung ist hingegen der vom Industriellenverband ANDI vorgelegte »Kompromißvorschlag« gestoßen, wonach der am 28. Juni gestürzte Präsident Manuel Zelaya sein Amt für wenige Stunden symbolisch wieder übernehmen solle, um es dann an das Militär abzugeben.
Juan Barahona, einer der wichtigsten Anführer der Widerstandsbewegung, betonte erneut, daß eine Verhandlungslösung keinen Verzicht auf die Rückkehr Zelayas in das Präsidentenamt sowie auf die Einberufung einer Verfassunggebenden Versammlung beinhalten dürfe. Der Widerstand werde seine Aktionen auf der Straße in jedem Fall fortsetzen, unabhängig von Verhandlungen zwischen der rechtmäßigen Regierung und den Putschisten. »Wenn sie einen Dialog beginnen wollen, muß die Repression beendet werden. Es kann keinen Dialog geben, wenn die Mitglieder des Widerstandes gleichzeitig unterdrückt und von der Polizei verfolgt werden«, betonte Barahona.