1.020.000.000 Menschen hungern!

Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an Hunger. Dieser globale Höchststand bedeutet statistisch gesehen, dass ca. jeder sechste Mensch unterernährt ist! Diese alarmierenden Zahlen gab die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) bei der Veröffentlichung des diesjährigen Welthungerberichts bekannt. Als Hauptursache für den Anstieg nennt die FAO neben der Weltwirtschaftskrise den fehlenden politischen Willen Hunger zu bekämpfen.

"Was fehlt, ist der politische Wille, den Hunger für immer auszumerzen", kritisiert Jacques Diouf, der derzeitige FAO-Chef. Dabei seien die technischen und ökonomischen Voraussetzungen durchaus gegeben. „Das Problem ist nicht so sehr ein Mangel an Nahrungsmitteln als vielmehr ein Mangel an politischem Willen.“ Diese Erkenntnis der Welternährungsorganisation klingt ernüchternd, besonders schockierend ist jedoch die Tatsache, dass diese Erkenntnis bereits vor 20 Jahren festgestellt wurde und die Anzahl an Hungernden weiter steigt.

„Es sind alle Länder betroffen, und wie immer leiden die ärmsten Länder und die hilflosesten Bevölkerungen am meisten", so der FAO-Chef. Die überwiegende Mehrheit der vom Hunger betroffenen Menschen lebt in Ländern des Südens. Nicht Afrika, sondern der asiatisch-pazifische Raum beherbergt absolut gesehen die meisten Hungernden. Dort hungern 642 Millionen Menschen. Im sub-saharischen Afrika sind es 265 Millionen Menschen. Der Anteil der Hunger leidenden Menschen an der Bevölkerung ist in einigen Staaten Afrikas jedoch wesentlich höher als in asiatisch-pazifischen Raum: Im Kongo sind geschätzte 76 Prozent unterernährt.

In Lateinamerika bekommen 53 Millionen Menschen zu wenig Nahrung und im Nahen Osten und Nordafrika insgesamt 42 Millionen. Aber Hunger betrifft auch Menschen in den industrialisierten Zentren. Hier leiden 15 Millionen Menschen an Unterernährung.

Hunger hat ein Gesicht und das ist weiblich! Der globale Hunger-Index des Jahres 2009 zeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern überproportional von Hunger betroffen sind. In einer Studie zur Verbindung von Hunger und Armut wird deutlich, dass 70 Prozent der 1,4 Milliarden Armen weltweit Frauen sind.

Die FAO nennt als wesentlichen Grund für die derzeitige Hungerkrise die so genannte Wirtschafts- und Finanzkrise. Diese sei hauptverantwortlich dafür, dass im Vergleich zu letztem Jahr weitere 105 Millionen Menschen hungern werden. Die Länder des Südens exportieren häufig billige Rohstoffe, deren Nachfrage aufgrund der Wirtschaftskrise gesunken ist. Dieser groben Analyse ist natürlich beizupflichten, doch ist es unerlässlich den Gründen auf die Spur zu gehen, weshalb sich diese Strukturen entwickeln konnten.

Auch die Worte der berührten Empörung des FAO-Chefs, Jacques Diouf erscheinen ehrlich. Doch selbst nach Jahrzehnten des Einsatzes im Kampf gegen den Hunger trägt die Arbeit unzähliger Menschen keine Früchte. Ist es wirklich nur der fehlende politische Wille, der dazu führt, dass heute jeder sechste Mensch hungert? Selbst das Erfüllen der vehement eingeklagten Forderung nach dem Aufstocken der Spendengelder und Hilfslieferungen würde nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen. Sollte in einer Situation, in der leichtfertig Milliarden Euro in das Bankensystem gepulvert werden, aber gleichzeitig eine Milliarde Menschen hungert nicht eher die Frage nach einer Veränderung des Systems auf der Tagesordnung stehen?

Wir analysierten kurz nach dem Höhepunkt der Preisexplosion der Grundnahrungsmittel im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelkrise von 2008 Ursachen und Hintergründe dieser Krise und versuchten uns in einer politischen Einschätzung. Auch wenn die Daten nicht auf dem aktuellsten Stand sind, sind nach wie vor die strukturellen Probleme dieselben geblieben. Deshalb verweisen wir anlässlich des heutigen Welthungertages auf den Artikel:

Die globale Nahrungsmittelkrise