Heute vor 66 Jahren, am 10. Januar 1944, wurde die österreichische Trotzkistin Franziska Dworak von den Nazis im KZ Auschwitz ermordet. Sie war im Untergrund aktiv gewesen und 1942 verhaftet worden.
Franziska Dworak war 1906 als Franziska Steiner in einer armen jüdischen Familie in Ungarn geboren worden. Sie war mit ihrer Familie nach Wien übersiedelt, wurde selbst Hilfsarbeiterin und hatte 1932 den Werkzeugmacher und Schutzbündler Ferdinand Dworak geheiratet. Nach den Februarkämpfen 1934 schlossen sich beide der trotzkistischen Bewegung an.
Nach dem Einmarsch der Nazis im März 1938 übersiedelten die Dworaks aus dem Rabenhof in Erdberg in eine Seitentrakt-Wohnung des Hotel Wandl am Petersplatz, um angesichts Franziskas jüdischer Herkunft anonymer zu sein. Franziska Dworak wurde, da mit einem „Arier“ verheiratet, vorerst nicht verhaftet. Ferdinand Dworak wurde als „jüdisch versippt“ und außerdem als qualifizierter Metallfacharbeiter in der Industrie gut brauchbar nicht zur Wehrmacht einberufen. Beide wurden von den Nazis „dienstverpflichtet“, Ferdinand in einem Rüstungsbetrieb, Franziska in einer Wäscheerzeugungsfirma.
Franziska und eine weitere in diesem Betrieb arbeitende trotzkistische Genossin traten im Rahmen der Widerstands- und Sabotagetätigkeit in den Betrieben in Kontakt mit sowjetischen Kriegsgefangenen (obwohl das streng verboten war) und steckten den ausgehungerten Russen immer wieder Essen zu. Als das einmal entdeckt wurde, kam es zu einem Konflikt mit dem Betriebsleiter, der die beiden Frauen schließlich bei der GESTAPO denunzierte.
Während die andere Genossin, eine „Arierin“, einige Wochen lang inhaftiert und dann wieder freigelassen wurde, war die Sache für die Jüdin Dworak tödlich. Sie wurde an einem Wintertag 1942 von der GESTAPO abgeholt. Ferdinand Dworak war an diesem Tag im verschneiten Wienerwald unterwegs (ob lediglich zum Skifahren oder zu einem damit getarnten Zellentreffen, ist nicht ganz klar). Der führende Trotzkist Franz Drexler , der von der Verhaftung erfahren hatte, wartete stundenlang bei der Endstation der Straßenbahnlinie J, um seinen Freund bei der Rückkehr abzufangen, zu warnen und vorzubreiten.
Ferdinand Dworaks Versuche, mit seiner Frau Kontakt aufzunehmen, scheiterten. Er schickte Pakete mit Kleidung und Briefe, von denen er nie erfuhr, ob sie ankamen. Er erhielt nie wieder ein Lebenszeichen von Franziska. Er selbst wurde zwar nicht verhaftet, musste sich aber von nun an regelmäßig bei der GESTAPO melden. Nach dem Krieg, im September 1946, bekam er von der österreichischen Justiz, die sich auf GESTAPO-Akten stützte, bestätigt, dass seine Frau von den Nazis ermordet worden war – am 10. Januar 1944 im KZ Auschwitz.
Die GESTAPO hatte dabei nie herausgefunden, dass die „freche Jüdin“ (so der Jargon der Nazifunktionäre im erwähnten Wäschebetrieb) Dworak Mitglied einer revolutionär-marxistischen Untergrundorganisation war. Es wurden dementsprechend auch keine Ermittlungen in diese Richtung, die weitere AktivistInnen gefährdet hätten, angestellt.
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