In Nea Michaniona (einem Dorf in der Nähe von Thessaloniki) geht es heiß her. Die lokalen FischerInnen kämpfen im Moment um bessere Arbeitsbedingungen und lösen damit einige Unruhen aus. An die 300 Menschen befinden sich dort momentan im Streik
Schon seit Dezember 2009 fanden immer wieder eintägige Streiks statt, die schließlich am 6. Jänner in einer Blockade des Hafens gipfelten. Diese wurde zwar schon am nächsten Tag wieder aufgehoben, der Streik aber fand damit erst seinen Beginn.
Grund für den Unmut sind die in den letzten Monaten stark zurückgegangenen Löhne: einE FischerIn verdient bei einer 7-Tage-Woche und knochenharter Arbeit gerade mal zwischen 300 und 500 Euro. Die FischerInnen werden nach Anteilen am Profit der Fänge bezahlt, die Anteile sind in letzter Zeit aber drastisch geschrumpft.
Die BesitzerInnen der Fischdampfer argumentieren dies mit erhöhten Benzinkosten und dem niedrigen Preis für Fisch aufgrund von Importen. Das spielt sicher auch eine Rolle, doch der wirkliche Hintergrund liegt wohl eher in der Herkunft der ArbeiterInnen begründet. Sie kommen ursprünglich aus Ägypten und haben sich in Folge eines bilateralen Abkommens zwischen Ägypten und Griechenland schon seit mehr als 25 Jahren in dieser Branche angesiedelt. Nun versuchen die Bosse, sie aus dem Land zu vertreiben, damit sie andere MigrantInnen einstellen können, die bereit sind, für einen noch geringeren Lohn zu arbeiten. Dies ist natürlich nichts als eine, in höchstem Maße diskriminierende, Handlung die den Interessen des Kapitals dient.
Forderungen und Emanzipation
Die Forderungen der streikenden ArbeiterInnen umfassen eine Auszahlung des Weihnachtsgeldes, eine Beteiligung an der Rückzahlung der Mehrwertsteuer sowie eine Versicherung bei der IKA, der größten Versicherungsgesellschaft in Griechenland. Bisher sind sie bei der OGA versichert, einer Versicherung, die eigentlich für selbstständige Landwirte gedacht ist und den BootsbesitzerInnen das Zahlen für die Versicherungen ihrer Angestellten erspart.
Ein wichtiger Moment im Streik war das Aktivieren der Gewerkschaft für FischerInnen durch erste gewerkschaftliche Wahlen. Diese hatte im Vorfeld schon vier Jahre existiert, wurde aber nie durch die ArbeiterInnen selbst in Anspruch genommen. Die Gewerkschaft hat sich somit von der PASKE, der Gewerkschaftsfraktion der sozialdemokratischen Regierungspartei PASOK, emanzipiert. Bisher wurde sie von dieser administriert und seit diesem Zeitpunkt sind auch die Löhne stagniert. Von offizieller Seite wird die selbstständige Gewerkschaft der FischerInnen aber nicht als legitime Vertretung des Streiks anerkannt.
Unterstützung bekommen die Streikenden vor allem von der Kommunistischen Partei Griechenlands KKE und deren Gewerkschaftsfraktion PAME. Dieses Angebot nehmen die ArbeiterInnen gerne an, da sie auf Befehl des Bürgermeisters von Thessaloniki mit repressiven Maßnahmen von Polizei und der Hafenwache konfrontiert sind. Die stalinistische KKE und die PAME selbst sind allerdings keineswegs unumstritten, da sie oft eine sehr sektiererische und unsolidarische Haltung gegenüber der Zusammenarbeit mit anderen linken Kräften einnehmen und stattdessen alles über ihre Frontorganisationen kontrollieren wollen (zum Beispiel gibt es bei vielen Gelegenheiten zwei Demonstrationen, eine Bündnisdemo und eine der KKE). Es steht also zu hoffen, dass in diesem Fall die PAME eine unsektiererische Haltung einnehmen wird.
Rassismus und Entzug der Lebensgrundlage
Auch rassistische Kundgebungen fanden gegen den Streik statt, es kam aber bisher noch nicht zu größeren Auseinandersetzungen. Neben zwei Gerichtsverhandlungen, die den Streik als illegitim verurteilt haben, haben die BootsbesitzerInnen den Betrieb mithilfe von StreikbrecherInnen teilweise wieder aufgenommen. In solchen Fällen wurden die FischerInnen in der Nacht aus ihren Kuttern, die auch ihren Schlafplatz darstellen, geworfen.
Doch die FischerInnen sind von ihrem Streik fest überzeugt. Es gab mehrere Demonstrationen und auch eine Großveranstaltung, die in der Bevölkerung auf große Resonanz stießen. In dieser Hinsicht werden die Streikenden nicht so leicht zum Schweigen gebracht werden und weiter für ihre Rechte kämpfen.
Der Erfolg des Streiks wird wohl vom Grad der Organisation und somit des Zusammenhalts des Kollektivs abhängen. Aber im Moment sieht es nicht so aus, als könnten die KapitalistInnen diese Gemeinschaft zerschlagen. Die Überzeugung und Entschlossenheit dieses Zeichens von Widerstand gegen kapitalistische Ausbeutungsverhältnisse sollte uns als Inspiration dienen und mit einer Perspektive auf ArbeiterInnenkontrolle der Fischereibetriebe Solidarität erfahren.