Mit der Publikation „Schutzbundzeitung (1935-1937) – ein trotzkistisches Einheitsfrontprojekt“ legt die RSO eine 190-seitige Dokumentation vor. Zum ersten Mal liegt nun die im Umkreis des „Kampfbundes zur Befreiung der Arbeiterklasse“ publizierte illegale revolutionäre Zeitschrift in einer Gesamtausgabe vor. Der Aufstand des 12. Februar 1934 ordnete die politische Landschaft Österreichs neu: Die Sozialdemokratie musste sich in der Illegalität neu ordnen, neben dem Auslandskomitee der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS), das von der Tschechoslowakei aus agierte, traten das Erbe der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei die Revolutionären Sozialisten an. Die KPÖ konnte sich in der Illegalität bedeutend stärken und relevante Teile des organisierten Proletariats, die nach einer Alternative zum bankrotten sozialdemokratischen Reformismus suchten, an sich binden. In kleinerem Umfang konnte den Untergang der SPÖ auch die Linksopposition nutzen. Im Bereich des Republikanischen Schutzbundes konnte der Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse in einigen Bezirken Unterstützung gewinnen. Auch die sozialdemokratische Parteigarde wurde von dieser Umgruppierung erfasst: Nach dem Februar 1934 hatte sich der Schutzbund von der Sozialdemokratie gelöst und sich als – allerdings fast ausschließlich in Wien verankerter – „Autonomer Schutzbund“ zu einer von der KP dominierten Einheitsfrontorganisation gewandelt. Prinzipiell sollte der Schutzbund nun allen proletarischen Organisationen zur Mitarbeit offenstehen. Der Kampfbund nützte diese Möglichkeit und konnte – vor allem mit einer prinzipiellen Kritik an der reformistischen Politik, die zum Februar 1934 und in die Niederlage geführt hatte – im Schutzbund einige Positionen gewinnen.
Die seit Frühjahr 1935 erscheinende Schutzbundzeitung war dabei keine Zeitung des Kampfbundes, sondern offiziell die Zeitung des Schutzbund-Bezirkes Mariahilf, in dem die Sympathisanten des Kampfbundes über die Mehrheit verfügten. Von Anfang an war der Kampfbund-dominierte Wiener Schutzbund-Bezirk Mariahilf mit einer wütenden Opposition von Revolutionären Sozialisten und KP konfrontiert. Allerdings gelang es den Kampfbündlern im Schutzbund, sich trotz aller Widerstände, die bis zur offenen Sabotage der Bezirksorganisation durch die KP reichte, während der Jahre 1935 und 1936 weiter zu stärken. Der KP, die im Autonomen Schutzbund die Mehrheit stellte, blieb letztlich nichts anderes mehr übrig, als Frühjahr 1937 die „Mitglieder des Rev. Schutzbundes (Trotzki-Richtung)“ aus dem Schutzbund auszuschließen.
Die maßgeblich vom Kampfbund bestimmte Schutzbundzeitung dokumentiert den Kampf für eine proletarisch-revolutionäre Linie im Widerstand gegen Faschismus und autoritäres Regime in Österreich. Die Dokumentation ist eine lebendige Antwort auf die widerwärtige Lüge der stalinistischen KP, der Trotzkismus sei „der aktive Helfershelfer des Faschismus“. Die Schutzbundzeitung ist damit Teil unserer revolutionären Geschichte, sie ist es Wert, der Vergangenheit entrissen zu werden.
Mit besonderem Stolz erfüllt uns die Tatsache, dass unsere Dokumentation wesentlich umfangreicher ist als die bisher öffentlich zugänglichen Bestände der Schutzbundzeitung – statt 10 Nummern mit 78 Seiten, die im Archiv des österreichischen Widerstandes bisher archiviert waren, können wir nun 19 Nummern mit 157 Seiten vorlegen!
Im Folgenden bringen wir die ausführliche Einleitung unserer Dokumentation der Schutzbundzeitung, in der wir uns ausführlich mit der Geschichte des republikanischen Schutzbundes, mit den Hintergründen der Schutzbundzeitung als Einheitsfrontprojekt des Kampfbundes und mit deren politischer Charakteristik befassen.
Zur Einleitung (Manfred Scharinger)
Die Dokumentation kann bestellt werden im Webshop der RSO:
Schutzbundzeitung (1935-1937). Ein trotzkistisches Einheitsfrontprojekt. – Kleine Schriftenreihe zur österreichischen Arbeiter/innen/geschichte, Nr. 16, August 2010, 190 Seiten, 11 Euro / 16,50 CHF.