In Frankreich feiert die Rüstungsindustrie ein außergewöhnlich profitables Geschäft: Für mehr als fünf Millarden Euro verkauft sie Kampflugzeuge an die ägyptische Diktatur. Hier veröffentlichen wir eine Übersetzung der Vorderseite der Betriebsflugblätter der französischen Gruppe "L ’Etincelle" vom 23. Februar 2015 zu diesem Thema.
Eine gute Nachricht… für wen?
In den Gegenden, wo man all diese Kriegsgeräte herstellt, freuen sich die Lokalzeitungen über „die Chance für die Luftfahrtbranche ( Sud-Ouest) oder über „ einen historischen Vertrag“( La Dépêche du Midi). Selbst die Zeitung Le Figaro, eine Tochtergesellschaft von Dassault, die sich normalerweise wenig um das Los der Arbeiter kümmert, spricht von „Einem willkommenen Impuls zur Schaffung neuer Arbeitsplätze an vielen Standorten“.
Man will uns einreden, die von den ägyptischen Generälen gekauften Waffen würden uns Arbeitsplätze bringen…Das ist nicht so sicher. Die von den Rafale-Verkäufen geschaffenen 7 000 Arbeitsplätze machen nur einen winzigen Teil der 170 000 Beschäftigten der französischen Luftfahrtindustrie aus, die glücklicherweise viel mehr Beschäftigte in ihrer zivilen Sparte hat. Dassault Aviation setzt darauf, dass der Deal mit Ägypten den Verkauf von 126 Rafale an Indien erleichtern wird, die zum Teil dort hergestellt werden sollen. In Wirklichkeit können sich vor allem die Aktionäre von Thales, Safran und Dassault darüber freuen.
Eigentlich wurden ihre Profite aber nie gefährdet, denn der französische Staat gewährleistet ihnen jährlich ein Kaufvolumen von mindestens 11 Stück. Besser noch: Er genehmigt Mehrkosten proportional zu den Rabatten, die die Händler von Dassault beim Export gewähren. Das französische Militär zahlt seine Rafale 150 Millionen Euro das Stück; Dassault bietet sie der indischen Regierung für 90 Millionen Euro an.
Das ägyptische und das indische Volk sind schon arm :Trotzdem will man, dass sie den Gürtel noch enger schnallen.
„Kampferprobt“
Seit dem Antritt der Linksregierung haben sich die französischen Waffenverkäufe verdoppelt; sie stiegen von 4 auf 8 Millarden Euro. Für die französischen Waffenhändler verspricht das Jahr 2015 besonders ertragreich zu sein. Wem soll man dafür danken? Der Regierung natürlich. „Combat proven“ Waffen, das heiβt Waffen, die im Kampf, in einem wirklichen Krieg erprobt wurden, lassen sich leichter verkaufen. In Ländern wie Lybien, dem Irak, der Zentralafrikanischen Republik und in Mali konnten in den letzten Jahren immer wieder Waffen getestet werden.
Sie sagen „Krieg gegen den Terrorismus“?
Journalisten, die sich von Fotos von Jagdflugzeugen nicht blenden lassen, haben daran erinnert, dass der neue Präsident Ägyptens, Marschall Sisi immer mehr wie der frühere Diktator Mubarak regiert. Dass er Streiks in Fabriken und Fakultäten mit Raketen angreift ist wenig wahrscheinlich. Obwohl Streiks jetzt illegal geworden sind, gibt es immer wieder Arbeitsniederlegungen. Aber der von der französischen Regierung unterzeichnete Waffenvertrag zeigt unmissverständlich, dass sie al-Sisi unterstützt… selbst gegen seine eigene Bevölkerung.
Wozu werden die Kampfjets Rafale dienen?
Ein paar Tage später haben ägyptische Kampfflugzeuge Lybien bombardiert. Das zeigt genau wozu die Rafale dienen werden: Um eine Polizei der Ölfelder in Lybien und im Mittleren Osten zu schaffen..
Der Kampf gegen den Terrorismus ist bloβ ein Vorwand. Die Regierung von al-Sisi kümmert sich nicht im Geringsten um das Elend der Einwohner im Sinai, einer Gegend, wo die Dschihadisten mit groβem Erfolg neue Mitglieder anwerben. Er interessiert sich auch nicht für das Schicksal der Syrer und Iraker, die in den Wirren von Bürgerkriegen zwischen Diktaturen und islamistischen Banden feststecken. Ganz im Gegenteil: Er bereitet sich vor, Bomben auf sie abzuwerfen. Vorsicht: Sie könnten sich als Bumerang erweisen und hier auf unsere Köpfe zurückfallen.
Die Verrückten Allahs werden es dann leicht haben, einer ganzen Jugend, welche die Arbeitslosigkeit, den Hunger und jetzt den Krieg satt hat, die Splitter von Granaten „made in France“ für ihre Leiden verantwortlich zu machen.