Money makes the world go around…“ – „Das Geld regiert die Welt.“ – Viel Wahres liegt in solchen Sprüchen, wenn damit gemeint ist, dass die Superreichen – das Großkapital – in unserer Gesellschaftsordnung das Sagen haben und die (bürgerliche) Demokratie zu weiten Teilen nur auf dem Papier steht. Weil diejenigen, die viel Geld haben, auch viel mehr Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen nehmen können, als die Wähler*innen, die nur alle 4 oder 5 Jahre ein Kreuz machen dürfen.
Doch oft wird in einer verkürzten Sichtweise das Geld selbst verantwortlich gemacht für Ungerechtigkeit und Ausbeutung in der Welt. Bringt das Geld, das für die allermeisten Menschen immer knapp ist, nicht Geldgier mit sich? Neid, Missgunst und Egoismus?
Der Journalist Paul Schreyer, der 2016 ein interessantes Buch über die Geldschöpfung privater Banken veröffentlicht hat, kommt zu der Schlussfolgerung „Alle Macht in der Gesellschaft läuft auf zwei Fragen hinaus: Wer darf das Geld erschaffen? Und wer entscheidet über seine Verwendung?“1
Die Tatsache, dass Geld (aktuell eher weniger, aber das ist eine andere Geschichte) Zinsen abwirft, wenn es verliehen wird oder zur Bank gebracht wird, scheint manchen auch die Ursache für Bereicherung und Ausbeutung zu sein.
Eine kurze Geschichte des Geldes
Seit die Menschheit in grauer Vorzeit die Arbeitsteilung entwickelt hat (Voraussetzung für immense Fortschritte in Technik und Produktivität) stellt sich die Frage, wie die Menschen mit den Dingen versorgt werden, die sie brauchen, aber nicht mehr selbst herstellen.
Das kann durch gesellschaftlich organisierte Zuteilung oder über Tausch passieren. Schnell entwickelten sich die menschlichen Gemeinschaften immer mehr zu warenproduzierenden Gesellschaften, wo also Produkte hergestellt werden, um „zu Markte getragen“ zu werden. In welchem Verhältnis werden aber dort unterschiedliche Produkte getauscht, also wie viel Getreide muss ich etwa für ein Paar Schuhe hergeben? Da es zudem unpraktisch war, nur jeweils einzelne Produkte gegeneinander tauschen zu können, bildete sich eine Ware heraus, die sich gegen alle anderen eintauschen ließ: das Geld.
Es wurde zum Wertmaßstab für alle anderen Waren, die nun einen Geldpreis bekamen, und zum Zirkulationsmittel für den Waren-umlauf. Außerdem war es sinnvoll, wollte man für die Zukunft vorsorgen, gerade diese Ware zu horten, da sie sich ja in alle anderen Dinge verwandeln ließ.
Geld wurde zur Schatzbildung verwendet und zum Sinnbild von Reichtum. Als weitere Funktion entwickelte sich das Geld zum Zahlungsmittel, was im Unterschied zum Zirkulationsmittel eine zeitliche Distanz zwischen Kauf/Verkauf und Zahlungsabwicklung ermöglichte, also auch die Vergabe von Krediten.
Zunächst fungierte oft die Ware, die in der jeweiligen Gesellschaft am meisten gehandelt wurde, als Geld. So unterschiedliche Dinge wie Getreide, Vieh, Muscheln, etc. haben diese Funktion übernommen. Edelmetalle stellten sich letztlich als beste Geldware heraus: Sie sind lange haltbar, beinhalten viel Wert in einem kleinen Volumen und lassen sich beliebig aufteilen.
Anfangs wurden Gold und Silber einfach nach Gewicht getauscht, aber staatlich geprägte Münzen mit einem garantierten Gewicht vereinfachten den Zahlungsverkehr. Da der Staat nun also durch seine Prägung den Wert des (Metall-)Geldes garantierte, konnte ein weiterer Schritt getan werden: Papierscheine konnten vom Staat (oder von Bankhäusern) demgemäß „geadelt“ werden, dass ihr Wert und ihre Umtauschmöglichkeit in Metallgeld garantiert wurden. In den letzten 200 Jahren hat sich die Verwendung von Banknoten immer mehr verallgemeinert und dann auch die Bedeutung von immateriellem Geld (Buchgeld oder Giralgeld, das beispielsweise auf dem Girokonto vorhanden ist) immer mehr zugenommen. Sobald die Geldware nicht mehr durch ihren Herstellungsprozess eigenen Wert besaß, stellten sich neue Probleme der Geldwertstabilität, die wir aber in diesem Artikel nicht behandeln wollen.
Ein Ende der Ausbeutung
Aus einer warenproduzierenden Gesellschaft, umso mehr aus der kapitalistischen Marktwirtschaft, lässt sich das Geld nicht wegdenken. Wir brauchen es, um Werte zu messen, Zahlungen abzuwickeln und uns mit Dingen zu versorgen. Wenn Tauschringe größer würden als kleine Nischenentwicklungen, würden sie alle Entwicklungen des gewohnten Geldes wiederholen. Es ist nicht das Geld als Versinnbildlichung des Reichtums, das Schuld ist an der Ungerechtigkeit, sondern die Ungerechtigkeit ist in den gesellschaftlichen Verhältnissen begründet, die für Reichtum und Armut verantwortlich sind: das kapitalistische Privateigentum an den Produktionsmitteln, also die private Verfügung über Betriebe, Infrastruktur und damit insbesondere über Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen.
Dass „Geld arbeitet“, wie es in der Sprache der Investor*innen heißt, liegt daran, dass man in dieser Gesellschaft Geld, sobald es in größerer Menge vorhanden ist, in Kapital verwandeln kann, es also investieren kann, damit es sich vermehrt.
Das Geheimnis dieser wundersamen Vermehrung hat Karl Marx entschlüsselt: Es liegt nicht in der Zinszahlung von Banken, sondern in der Ausbeutung der Arbeitskräfte im Produktionsprozess, in der Schaffung von Mehrwert. Umgekehrt ist die Zinszahlung der Banken abhängig von der Mehrwerterzeugung innerhalb der Produktion. Keine Änderung in der Geldpolitik oder in der Art und Weise der Geldschöpfung würde daran etwas Grundsätzliches ändern.
In einer sozialistischen Gesellschaft würde die Produktion all dessen, was wir brauchen, demokratisch von allen Mitgliedern der Gesellschaft geplant und kontrolliert.
Damit verschwinden Ausbeutung und Ungerechtigkeit! Und wenn diese Gesellschaft es schafft, alle menschlichen Bedürfnisse nachhaltig zu befriedigen, dann wird auch das so oft knappe Geld aus der menschlichen Geschichte verschwinden.