Die seit acht Jahren besetze Keramikfabrik Zanon in Neuquén wurde nun auch offiziell den ArbeiterInnen übergeben. Wir bringen ein Interview mit Raúl Godoy, dem Gewerkschaftssekretär der BesetzerInnen.
In den frühen Morgenstunden des 13. August waren sich die DemonstrantInnen vor dem Parlament der argentinischen Provinz Neuquén einig: „Ein glorreicher Tag für die ArbeiterInnenklasse“ war es, der da heranbrach. Nach stundenlangen Verhandlungen hatten sich 26 der 35 Abgeordneten der lokalen Regierung dafür ausgesprochen, die Rechte an der früher unter dem Namen Zanon bekannten Keramikfabrik an die ArbeiterInnen zu übertragen. Seitdem werden die Details dieser Übernahme in Form eines „Paktes des sozialen Friedens“ mit der Kooperative FaSiPat verhandelt. Den Namen FaSiPat (Fábrica Sin Patrones) trägt auch diese gesamte „Fabrik ohne Chefs“, die sich seit acht Jahren unter ArbeiterInnenkontrolle befindet. Solange schon verteidigen die ArbeiterInnen ihre Fabrik gegen die Angriffe von Handlangern der KapitalistInnen – zumeist mit massiver Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Dementsprechend waren es auch ca. 2000 ArbeiterInnen der FaSinPat mit ihren Familien, mit ihnen sympathisierende BewohnerInnen der Stadt und der Provinz Neuquén und ganz Argentiniens, die am 12. August zum Parlamentssitz strömten, um die Zustimmung der Abgeordneten zum Gesetz Nr. 6419 einzufordern.
Seit Oktober 2001 kämpfen die KeramikarbeiterInnen in Neuquén dagegen an, dass die Folgen der argentinischen Wirtschaftskrise auf ihre Schultern abgeladen werden. Die Entlassung von fast 400 ihrer KollegInnen wollten sie nicht hinnehmen. Als sie auf ihren Protest hin von ihrem Arbeitsplatz ausgesperrt wurden, verschafften sich die ArbeiterInnen Zugang zur Fabrik und besetzten sie. Auch durch brutalen Polizeieinsatz, der selbst vor dem Mord an einigen ArbeiterInnen nicht zurückschreckte, ließen sie sich die Kontrolle nicht wieder entreißen. Gleichzeitig führten die ArbeiterInnen ihre „Fabrik ohne Chefs“ hoch erfolgreich und konnten statt der geplanten Entlassungen innerhalb kürzester Zeit über 400 neue Arbeitsplätze schaffen. Über den Kampf der ArbeiterInnen um die Erlangung und den Erhalt der Kontrolle über ihre Fabrik spricht im folgenden, von der Fracción Trotskista (FT) geführten Interview Raúl Godoy, Generalsekretär der Gewerkschaft der Keramikarbeiter in Neuquén (Sindicato de Obreros y Empleados Ceramistas de Neuquén – SOENC).
Von Außen könnte man den Eindruck haben, dass durch die Selbstverwaltung einer Fabrik eine neue Welt geschaffen wird, ein neuer Mensch, das Paradies, der wahre Sozialismus, aber das stimmt leider nicht. Wir sind hier nur ein Ort des Kampfes, des Widerstandes, wir brauchen Unterstützung, und wir hoffen, dass sich dieser Prozess weiter ausbreiten wird, dass wir alle gemeinsam kämpfen werden. Wir wollten nicht nur, dass eine Fabrik gerettet wird, wir wollen eine Gesellschaft ohne Ausbeutung ( Raúl Godoy, Generalsekretär des SOENC).
Im Jahr 2001 stürzte die argentinische Wirtschaft in eine tiefe Krise: 2000 Unternehmen gingen in Konkurs, das Geld schmolz den Unternehmern und den kleinen Sparern unter den Händen weg. Im ganzen Land übernahmen Arbeiter ihre Pleite-Fabriken, sie begannen aufs Neue mit der Produktion, in den meisten Fällen illegal – und sie belebten damit ein altes Phänomen, das verloren gegangen schien, das der „instandbesetzten Fabrik“.
Kannst du uns erzählen, unter welchen Bedingungen ihr die Fabrik besetzt habt?
Die Besetzung der Fabrik war eine Antwort der Arbeiter angesichts einer sehr tiefen Krise. Die Besetzung von Zanon ist nicht die einzige Erfahrung gewesen, aber aus der Perspektive der Arbeiter in den Fabriken stellt sie eine Klassenantwort auf die Explosion der Krise in Argentinien 2001 dar, in deren Verlauf mehr als zweitausend Fabriken dichtgemacht wurden, die Bankkonten von Tausenden Sparern beschlagnahmt wurden und die ganze Wirtschaft zusammenbrach. Das alles hat einen Organisationsprozess der Arbeiterschaft in Gang gesetzt, der Arbeitslosen, was man als Piquetero-Bewegung bezeichnet hat. Es führte aber auch zum Aufblühen der Volksversammlungen in den Stadtvierteln und zu einem bestimmten Widerstand in den Fabriken. Zanon stellt in diesem Sinne ein Symbol dar, weil es sich um eine der militantesten und größten Fabriken in Argentinien handelt. Die Zanon Beschäftigten sind sehr militant, sehr kämpferisch, nicht nur in der Fabrik, sondern auch außerhalb.
Warum hat die Regierung die Enteignung abgelehnt, die Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle jedoch ermöglicht, obgleich ihr es seid, die die Fabrik leiten, die die Produktion seit nahezu acht Jahren aufrechterhalten?
Dies ist so, weil das Beispiel, das wir geben, für die Arbeiter und für viele Leute sehr gut, für die politische Macht jedoch sehr schlecht ist. In Zanon ist der König nackt. Man hat bewiesen, dass die Arbeiter eine Alternative haben. In Zanon haben wir gezeigt, dass die Arbeiter Entlassungen, Aussperrungen und Arbeitslosigkeit nicht erdulden müssen, sondern dass man die Möglichkeit hat, eine Fabrik mit anderen Zielen als dem Profit produzieren zu lassen, dass man einem gesellschaftlich notwendigen Ansatz folgen kann. Das ist eben der Grund, wieso die politischen Herrscher und großen Unternehmer Druck ausüben, damit unsere Situation aus rechtlicher Sicht ungeklärt bleibt. Das ist der Grund, wieso es seit acht Jahren immer noch keine Enteignung gibt.
Unter Arbeiterkontrolle… Aber was meint ihr damit?
Das ist eine Art Lehre, eine Schule. Wir haben die Arbeiterkontrolle nicht erfunden, sondern wir haben aus vergangenen Erfahrungen gelernt, nicht nur aus Erfahrungen aus Argentinien, sondern auch aus anderen Ländern, auf internationaler Ebene. Zum Beispiel nicht weit weg von hier, in Chile um genauer zu sein, fand in den 70er Jahren ein Prozess statt, den man die „Industriegürtel“ (cordones industriales) genannt hat. Damals wurden viele Fabriken unter Arbeiterkontrolle geführt, die sich untereinander koordinierten. Und wenn die Kapitalisten eine Aussperrung organisierten, also wenn die Chefs die Fabriken schließen wollten, organisierten sich die Arbeiter mit den Einwohnern der angrenzenden Stadtviertel und organisierten die Verteilung selbst. Man kennt Erfahrungen von Arbeiterkontrolle aus Polen, aus der Tschechoslowakei oder sogar aus der Anfangszeit der UDSSR, um etwas weiter zurück in die Zeit zu gehen. Bei der Arbeiterkontrolle nehmen eben die Arbeiter selbst die Zügel in die Hand, sie bestimmen die Produktion, sie planen und sie verabschieden die Arbeitspläne. Das ist es, was übrigens in der UDSSR ab einem bestimmten Moment verloren gegangen ist: Die Bürokraten haben dann entschieden… Die entscheidende Frage ist also, die Frage, die man sich stellt: "Wie organisieren wir die Produktion der Fabrik?" Da wir heute gegeneinander konkurrieren müssen, kommen die Kollegen der Verkaufsabteilung, sie machen eine Marktstudie, um zu wissen, welche Modelle man braucht. Sie kommen in die Versammlung und sagen: "Es wäre notwendig, dass man diese Art des Fliesenbelages herstellt", das Modell X und Y. Die Kollegen antworten, also das eine Modell geht in Ordnung, aber für das andere fehlt uns dieses oder jenes Material. Also entscheidet man gemeinschaftlich über den Arbeitsplan, über die notwendige Anzahl an Stunden für die Herstellung, man zählt die Stunden, die man für die Berufsausbildung, für die Versammlungen braucht, usw… So plant man dann die allgemeine Produktion.
Das ist ein gewaltiger Lernprozess, denn wir als Arbeiter sind nicht daran gewöhnt, unsere eigene Zukunft in unseren Händen zu haben. Das braucht Zeit. Als wir die Fabrik besetzten, als wir drin waren, haben wir uns gesagt: „Jetzt sind wir drinnen, und was nun? In diesem Moment haben wir uns gesagt, jede Abteilung soll sich organisieren, jede Abteilung soll einen Delegierten wählen“. Und so hat man angefangen sich allmählich zu organisieren, aber es hat Zeit gebraucht, denn das größte Problem spielt sich eigentlich im Kopf ab. Die dicksten Ketten, die wir haben, sind im Kopf; eben da befinden sich die Haupthindernisse. Und wenn man entdeckt, dass es doch möglich ist, Sachen zu machen, dass das nur von einem selbst abhängt, ist das wunderbar, es ändert alles. Es entsteht viel Kreativität, die Sachen entstehen leichter. Man muss jedoch sehr viel Geduld haben, denn die Ketten reißen nicht bei allen zum gleichen Zeitpunkt. Einige Kollegen denken weiterhin, dass ein Chef in irgendeinem Moment kommen soll oder dass jemand kommen soll, der einen Befehl erteilt, und wenn das kein Chef ist, dann ist das eine Gewerkschaft, wenn das kein Vorarbeiter ist, dann ist das ein Gewerkschaftler oder ein Führer oder ein Koordinator. D.h., sie wollen delegieren. Es ist ein ständiger Kampf, den man führen muss, damit es zu keiner Delegierung kommt, oder dafür, dass nur das unerlässliche Minimum an Delegierung stattfindet, die Kontrolle aber in der Versammlung bleibt.
Wir hier pflegen zu sagen, dass die Arbeiterkontrolle zu vergleichen ist mit der biblischen Geschichte von Adam und Eva, die vom verbotenen Apfel aßen, von der Entdeckung von Gut und Böse… Hier haben wir so etwas Ähnliches erlebt: Man hat die Geheimnisse der Produktion gelüftet, die Handelsgeheimnisse der Bosse entdeckt. Das war eine enorme Entdeckung, besonders in Anbetracht der Lehre, die die Arbeiter gezogen haben: "Es ist doch möglich, man kann es machen!". Im Laufe von acht Jahren des Kampfes hat man bewiesen, dass man es ohne Chefs, ohne Vorarbeiter, ohne Bürokraten machen kann. Es ist möglich!
Sind die Arbeiter die neuen Chefs?
Von Anfang an haben wir gesagt, dass wir nicht eine Fabrik für eine bestimmte Gruppe von Arbeitern wollen. Wir wollten, dass die Fabrik in den Dienst der Notwendigkeiten der Gemeinde gestellt wird. Wir wollten uns der Fabrik nicht bemächtigen, sondern wir wollten, dass man versteht, dass es sich um ein soziales Gut mit einer sozialen Zweckbestimmung handelt. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir immer gesagt, wir wollten weder neue Besitzer, noch neue Unternehmer, noch neue Chefs der Fabrik sein. Wir haben gesagt, wir wollten weiterhin Arbeiter sein, die die Produktion in den Dienst der Gemeinde stellen. Dies hat zu einer breiten Unterstützung geführt, denn neben unserer Forderung nach Enteignung und Verstaatlichung der Fabrik haben wir auch immer gesagt, dass es notwendig sei einen Sozialplan aufzustellen. Somit hatten wir die Unterstützung zahlreicher Arbeiter, zum Beispiel der Arbeitslosen des BTP, gewonnen, aber auch die Unterstützung von Tausenden obdachsloser Familien oder solcher, welche in den Slumsiedlungen leben. Das alles hat eine kompakte Masse an Leute zusammengeführt, die die Fabrik geschützt haben, weil es sich um ein Gemeinschaftsprojekt und nicht das individuelle Projekt einiger Arbeiter handelte.
Ein weiteres Element, eine Grunderkenntnis ist die, dass wir uns nicht allein, isoliert von den anderen, retten können. Die Arbeiterkontrolle eines Unternehmens ist letztendlich mit dem Schicksal der anderen Arbeiter verbunden. Die heutige kapitalistische Krise ist nicht auf Fehler der Arbeiter zurückzuführen. Die Logik einer Kooperative jedoch zielt auf die Konkurrenz mit anderen Arbeitern, es dreht sich um die Frage, wer überlebt und wer scheitert, und so würden wir uns letztendlich doch wieder im System wiederfinden, was zwangsläufig zu Selbstzerstörung und Misserfolg führt. Davon sind wir absolut überzeugt.
Politischer oder wirtschaftlicher Kampf?
Unser Kampf ist höchst politisch, unbedingt politisch. Selbst wenn es in der Fabrik und in der Versammlung verschiedene Meinungen gibt, stehen wir doch permanent einem selben politischen Feind gegenüber, der Bourgeoisie. Es ist sehr wichtig, sich dessen stets bewußt zu sein, dies stets vor Augen zu haben, das dies einfach so ist. Und das alles ist nicht nur ein wirtschaftlicher Kampf. Denn es stellt sich die Frage, wieso einige Fabriken schließen und andere öffnen? Weswegen einige Fabrikbesitzer staatliche Hilfen bekommen, während die Arbeiter leer ausgehen? All das ist ein politisches Problem. Wir wollen also diese Gesellschaft verändern. Wir meinen, dass diese Gesellschaft auf Ausbeutung basiert. Wenn die ganze Gesellschaft so organisiert ist, dass nur einige wenige Gewinne machen und nicht nach den Bedürfnissen der breiten Sektoren der Gesellschaft gewirtschaftet wird, dann handelt es sich um ein ungerechtes System. Ein System, wo einige wenige die Produktionsmittel und der Rest nur ihre Arbeitskraft besitzen, ist ein ungerechtes System. Denn diejenigen, die nur ihre Arbeitskraft zur Verfügung haben, leiden mehr unter den Folgen der Arbeitslosigkeit, der Krise. In allen Krisen sind diejenigen, die unten im Schiffsraum sind, diejeingen, die leiden: Alle reden zwar von Krise, aber einige haben Rettungsboote zur Disposition; wir aber sind unten, wir haben gar nichts.
Der Wettbewerb ist genau das: Du musst den anderen übertreffen, egal mit welchen Mitteln, denn das Ziel ist der Profit. Wir wollen es nicht, aber heute sind wir leider gezwungen, den Wettbewerb zu berücksichtigen, wir sind gezwungen mitzuspielen. Um zu überleben, muss man mit den anderen wetteifern, wir müssen kaufen und verkaufen…..
Aber dabei stellt sich vielleicht eine andere Frage: Sind wir für die „Solidarität zwischen den Genossenschaften? “ Die Antwort lautet ja. Das scheint uns grundlegend. Wir haben sehr gute Beziehungen zu den Kameraden des Hotel Bauen, zum Beispiel. Es ist ein besetztes Hotel in Buenos Aires. Dort haben sie Zimmer mit Fliesen von hier, von uns, und wenn wir nach Buenos Aires gehen müssen, wenn Kollegen sich dort aufhalten müssen, weil sie krank sind zum Beispiel, oder auch aus sozialen Gründen, empfangen sie uns und verlangen nichts, sie empfangen uns gratis. Die Beziehung zu ihnen ist wirklich gut. Aber all das ist es eine sehr marginale Wirtschaft. Selbst wenn man alle Genossenschaften zusammenzählen würde, wäre dies viel zu wenig. Und die sogenannte Autonomie der Genossenschaften geht zu Ende, wenn die Strom- und Gasrechnungen kommen… Dann werden wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Man muss sich dessen bewusst sein, dass die Autonomie eine sehr relative Angelegenheit ist, wenn die Preise steigen, wenn der Wechselkurs des Dollars steigt, wenn die Verkäufe zurückgehen. Es ist nicht möglich, der Macht auszuweichen. Entweder du erkennst es und du bekämpfst sie, oder wir werden immer wieder gegen die Wand fahren. Das ist unsere Sicht der Dinge.
Und angesicht der weltweiten Krise, wie denkt ihr vorzugehen? Man muss sehen, wie man aus dieser Lage herauskommt, denn in dieser Krise steht alles auf dem Spiel. Wir stehen wieder einmal vor einer Prüfung. Wir sind aber sicher, dass der Ausgang nicht allein von den Arbietern von Zanon abhängt, sondern es wird davon abhängen, was Abertausende von Arbeitern in Argentinien und in der Welt tun. Wir legen große Hoffnungen in das, was die Arbeiterklasse in Frankreich und in Deutschland machen wird. Wir brauchen Verstärkung. Für uns ist es extrem ermutigend zu sehen, was die Kollegen von Continental machen. Jene Fabrik, in der die Arbeiter entlassen werden sollten oder die Löhne nicht ausgezahlt werden sollten. Daraufhin antworteten die Arbeiter mit der Geiselnahme der Geschäftsführer, bis das Unternehmen sich gezwungen sah zu versprechen, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Es ist eine sehr radikale Methode. Jetzt ist es notwendig, die Perspektive zu radikalisieren. Jener, der weggehen muss, ist der Geschäftsführer, der Besitzer, und die Arbeiter bleiben in der Fabrik. Das wäre eine gute Lösung…
Aber gut, wir müssen sehen, wie man dieser Prüfung trotzen wird. Wir haben darüber debattiert, und wir können ganz bescheiden das, was wir in den letzten Jahren gelernt haben, weitergeben, und zwar nicht nur an die argentinischen Arbeiter, sondern an alle, überall auf der Welt.Unsere Botschaft lautet: “Auch sie können Ähnliches leisten“. Dafür ist es jedoch notwendig, nicht nur an sich selbst oder an die eigene Fabrik zu denken… Die Lösung, die Einheit der Reihen, liegt nicht innerhalb des Unternehmens, sondern liegt vor dem Fabriktor des Unternehmens, sie liegt draußen, in den Vierteln, dort, wo andere Arbeiter und Arbeiterinnen mit denselben Bedürfnissen sich befinden, dort, wo es ethnische Minderheiten gibt, die unterdrückt werden, dort, wo die Jugendlichen sich befinden, die keine Zukunft haben… Sie ist dort, wo sich die Kräfte befinden, die notwendig sind, damit die Fabriken mit einer anderen Mentalität, mit einer anderen Perspektive aufblühen.
Es ist auch möglich, dass diese Krise uns alle hinwegfegt, denn wir haben immer noch nicht die adäquaten Waffen, um uns dagegen zu stemmen. Wenn man an die Tiefe der Krise denkt, dann benötigen wir gewaltige Kräfte, um ihr zu trotzen. Wir wissen nicht, ob wir in der Lage sein werden, es zu schaffen, aber wir sind sicher, dass wir bis zum letzten Tropfen Blut kämpfen werden. Und um diesen Kampf zu führen, brauchen wir Verbündete, wir brauchen sehr viele Kollegen sowohl in Argentinien als auch in der Welt, die davon überzeugt sind, dass man eine andere Welt aufbauen kann.
Viele Jahre lang, glaube ich, hat man uns mit Skeptizismus vergiftet. Sie haben uns im Glauben erzogen, dass man nur Kleinigkeiten fordern kann und dass eine andere Zukunft unmöglich ist. Für uns ist es genau umgekehrt. Wir meinen, eine andere Zukunft ist möglich, und dafür werden wir unser Leben einsetzen. Wir werden mit dem Leben zahlen, denn entweder werden wir wieder einmal die Krise ausbaden müssen, mit Millionen Arbeitslosen, mit Millionen Hungernden, oder wir lassen sie ein für alle Mal für die Krise zahlen, und dann haben wir Arbeiter eine Zukunft. Wir haben eine Gewissheit. Wir haben die Gewissheit, dass wir diesen Kampf austragen werden. Wir wissen nicht, ob wir gewinnen werden, aber keine Schlacht ist im Voraus gewonnen…, wir wissen aber auch, dass wir nichts zu verlieren haben. Und das scheint mir sehr wichtig.
Neuquén, 08.04.2009
http://www.ft-ci.org/article.php3?id_article=1966