Die griechischen Faschisten der Chrysia Avgi (Goldener Sonnenaufgang) planten fuer das Wochenende 16.-18. September gemeinsam mit NPD und italienischen, franzoesischen und spanischen Faschisten ein Sommerlager bei Meligalas, ein Ort in der Naehe von Kalamata. In Meligalas waren Mitte September 1944 etwa 800 griechische NS-Kollaborateure der sogenannten Sicherheitsbataillone von 1000 ELAS-Partisan/inn/en aufgerieben und bis auf den letzten Mann nieder gemacht worden.
(Landesweit war freilich der Grossteil der Kollaborateure aufgrund der Ausrichtung der stalinistischen EAM-Fuehrung auf eine Zusammenarbeit mit dem britischen Imperialismus den intervenierenden britischen Truppen uebergeben worden, die sie rasch wieder bewaffneten und die aus ihnen die Killerbanden formierten, die im Zuge der Einrichtung der probritischen Diktatur und des darauf folgenden Buergerkrieges zehntausende Anhaenger/innen der Linken ermordeten, folterten und vergewaltigten.)
Meligalas ist seit Jahren eine Pilgerstaette der griechischen Rechtsextremen, wo sie ihre "Maertyrer" ehren. Der fuer dieser Jahr geplante Aufmarsch der europaeischen Naziszene stiess auf massiven Widerstand der Arbeiter/innen/bewegung und der lokalen Bevoelkerung, was schliesslich zu oeffentlichem Druck und einem Verbot der Demonstration fuehrte. In Kalamata fand am 17. September eine kleine Demo von Anarchist/inn/en und Trotzkist/inn/en der EEK statt. Ein Angriff einer kleinen Gruppe von lokalen Faschisten auf die EEK nach der Demo wurde von dieser in einer kurzen Schlaegerei erfolgreich abgewehrt.
Am selben Abend versuchte die Chrysia Avgi gemeinsam mit einigen italienischen und deutschen Gaesten im Zentrum von Athen aufzumarschieren. Vor ihrem Hauptquartier versammelten sich knapp 200 Faschist/inn/en, darunter etwa 150 mit Knueppeln, Helmen und teilweise sicherlich auch mit Messern ausgeruestete Schlaeger.
Obwohl nur ein Tag zur Gegenmobilisierung Zeit gewesen war, wurden die beiden Hauptrouten fuer einen moeglichen Naziaufmarsch durch die radikale Linke blockiert. Am Omonia-Platz versammelten sich die diversen Gruppen aus trotzkistischer Tradition: EEK, SEK, EE, Xekinima, OKDE. Dazu kamen Aktivist/inn/en einen Migrant/inn/eninitiative und eine kleine Gruppe der maostalinistischen KKE-ML. Gerufen wurde unter anderem der beliebte Slogan "EAM – ELAS – Meli-galas". Von den gut 600 Leuten waren etwa 100 fuer eine Konfrontation mit den Nazis ausgeruestet. Beim Polytechnion versammelte sich gleichzeitig ein Block von 500 Anarchist/inn/en, nahezu saemtlich fuer eine Konfrontation ausgeruestet. Die groeste Partei der Linken, die stalinistische KKE, nahm an der Mobilisierung nicht teil. Zwischen den Faschisten und den linken Gegenkundgebungen waren Einheiten der Spezialpolizei MAT aufgezogen worden, die – wie ueberall in Europa – die Nazis schuetzten. Besonders beim Polytechnion wurden immer staerkere Polizeiverbaende konzentriert.
Der faschistische Abschaum zog sich schliesslich nach etwa zwei Stunden in sein Hauptquartier zurueck. Ein Naziaufmarsch im Zentrum von Athen war damit verhindert worden. Die Kundgebung in Omonia loeste sich umgehend auf. Lediglich EEK und EE hielten noch eine Zeit lang die Stellung.
Beim Polytechnion spitzte sich die Situation gleichzeitig zu einer Auseinandersetzung zwischen Spezialpolizei und Anarchist/inn/en zu. Die MAT versuchte mit Traenengasgranaten den anarchistischen Block auseinander zu treiben. Am Vorstoss der MAT beteiligten sich auch einige der griechischen Nazis. (Solche Kooperationen sind fuer die MAT nichts aussergewoehnliches. Und vor einigen Jahren wurde eine linke Demonstrantin, von einem MAT-Polizisten schwer verletzt; der uniformierte Schlaeger entpuppte sich schliesslich als Mitglied der Chrysia Avgi.) Die Anarchist/inn/en griffen die staatlichen Nazifreunde mit Steinen und Molotow-Cocktails an. Es wurden Barrikaden errichtet und schliesslich die Polizeizentrale vom Bezirk Exarchia in Brand gesetzt.
Noch Stunden nach den Kaempfen war in Exarchia (und am zentralen Ort der Auseinandersetzung selbst noch am uebernaechsten Tag) die brennende und die Schleimhaeute reizende Wirkung des Traenengases zu spueren. Einige Luxusautos waren ausgebrannt. Spaeter in der Nacht wurde die Schule der MAT in einem anderen Stadtteil mit unzaehligen Molotow-Cocktails angegriffen und es kam erneut zu einem Scharmuetzel.
Am Sonntag schliesslich fand in Meligalas das traditionelle Treffen statt, an dem sich auch Teile der etablierten Rechten, der Regierungspartei Nea Dimokratia, beteiligten – und auch einige der Neonazis der Chrysia Avgi. Der Buergermeister von Meligalas wurde von ihnen attackiert, ein Kameramann zusammen geschlagen. Am Rande der « Gedenkveranstaltung » fuer die NS-Schergen kam es zu einer Schlaegerei zwischen ehemaligen ELAS-Partisanen und ehemaligen Kollaborateuren.
Landesweit besteht die Chrysia Avgi aus etwas ueber 100 Schlaegern und einigen alten Sympathisant/inn/en. Sie sind zu sporadischen Uebergriffen gegen Migrant/inn/en oder Linke in der Lage, sind aber gleichzeitig in der Bevoelkerung voellig isoliert und stellen gesamtgesellschaftlich keine unmittelbare Gefahr dar. Gefaehrlich fuer die Linke und Arbeiter/inn/enbewegung ist eher die Kooperation dieser faschistischen Kleingruppe mit der rechtsextrem durchsetzten MAT-Spezialpolizei.