Täglich wird aus dem Irak von Anschlägen auf SoldatInnen der Besatzungstruppen und gegen ZivilistInnen berichtet. Bereits Anfang September standen 1000 toten US-SoldatInnen 10.000 durch US-Angriffe getötete IrakerInnen gegenüber.
Eineinhalb Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak ist die Zahl der in diesem Krieg getöteten US-Soldat-Innen bereits auf über 1000 gestiegen. Über 800 davon kamen nach dem offiziellen Kriegsende ums Leben. Bezüglich der Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten IrakerInnen gibt es keine verlässlichen Angaben. Menschenrechtsorganisationen schätzen sie jedoch auf mindestens 10.000.
Im irakischen Widerstand sind vor allem drei Strömungen aktiv: IslamistInnen, Gruppen, die mit dem ehemaligen Saddam-Regime sympathisieren sowie verschiedenen Gruppen der Linken. Im Bagdader Stadtteil Sadr-City z.B. agieren hauptsächlich islamistische Gruppen, im sogenannten "sunnitischen Dreieck", jenem Dreieck, das die Hauptstadt Bagdad im Südosten, die Stadt Ramadi im Südwesten und Tikrit im Norden als Eckpunkte umfasst (und in dem auch die RebellInnenhochburg Falluja liegt), sind wiederum mehr säkuläre (nicht-religiöse) Gruppen aktiv. Im schiitischen Süden leisten sowohl religiöse als auch säkuläre Gruppen heftigen Widerstand.
Widerstand ist gerechtfertigt!
Der Widerstand nährt sich von jeden weiteren Tag, an den der Irak durch die USA besetzt bleibt und ist im Grund genommen nichts anderes als der verzweifelte Kampf gegen scheinbar übermächtige GegnerInnen. Bewaffnete Angriffe gegen SoldatInnen und SympathisantInnen der Besatzungsmächte, Polizei-BewerberInnen, militärische Versorgungsinfrastrukturen oder gegen die erbeuteten Ölpipelines sind ein klares Zeichen gegen die verbrecherische Besetzung des Irak und gezielte Schläge gegen die Plünderungspläne der Besatzungsmächte.
Doch können wir nicht alle Widerstandsaktionen unterstützen. So ist die Geiselnahme von tatsächlich unbeteiligten ZivilistInnen und Mitgliedern von US-unabhängigen Hilfsorganisationen (beispielsweise die Geiselnahme von zwei italienischen Sozialarbeiterinnen Anfang September) inakzeptabel. Das Gleiche gilt für Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung, die sich sich gegen die Zivilbevölkerung richtet und ihre bereits miserablen Lebensbedingungen verschlechtert.
Auch dem Widerstand der islamistischen Gruppen stehen wir skeptisch gegenüber. Würden sie die von ihnen gewünschte Regierungsform durchsetzen, würde das einen gigantischen Rückschlag und Rechtsruck für die irakische Gesellschaft bedeuten. Frauen würden aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt, GewerkschafterInnen und Linke noch mehr als bisher in den Untergrund getrieben und verfolgt. Doch es war die Besetzung, die die islamistischen Gruppen erst groß gemacht hat. Die Präsenz der Besatzungstruppen stärkt sie jeden Tag aufs Neue.
Der Widerstand, auf den wir uns beziehen, ist aber derjenige, der den Kampf gegen die Besatzung mit einer fortschrittlichen gesellschaftlichen Perspektive verknüpft. Das bedeutet auch, den Widerstand nicht nur militärisch zu führen, sondern auch konkrete Schritte zur Organisierung der ArbeiterInnen und Bauern/Bäuerinnen zu unternehmen, etwa den Aufbau von unabhängigen Gewerkschaften oder von Komitees der Landlosen und der armen Bauern/Bäuerinnen. Vor allem aber ist eine politische Perspektive nötig, die den Kampf gegen die Besatzung mit dem Kampf für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung verknüpft