Die irakische Zeitung al-Sabah al-Jadid veröffentlichte nach der offiziellen Machtübergabe im Irak Anfang Juli eine Karikatur, die die derzeitige Situation treffend beschreibt: Ein Iraker kniet mit verbundenen Händen am Boden. "Wer sind Sie?", fragt er den Soldaten, der das Gewehr auf seinen Hinterkopf gerichtet hat. "Wir sind die Gäste", antwortet der Amerikaner.
Diese Gäste sind allerdings im Land immer weniger willkommen. Die bürgerliche "Presse" zitierte anlässlich der offiziellen Übergabe der Staatsgeschäfte an die Irakis eine Umfrage von Oxford Research International. Laut dieser hat im Irak die Zustimmung zu Gewaltakten gegen die Besatzungstruppen deutlich zugenommen. Demnach halten 31 Prozent der Bevölkerung Gewalt gegen Armee-Einrichtungen, aber auch gegen SoldatInnen für akzeptabel. Im Februar hatten nur 17 Prozent Gewalt gebilligt. Dieses Ergebnis geht einher mit einer negativen Meinung über die Koalitionstruppen. Eine Mehrheit von 56 Prozent der Befragten haben eine schlechte Meinung von den ausländischen SoldatInnen – eine leichte Steigerung gegenüber einer Befragung im Februar.
Deutlich zugenommen hat dagegen der Wunsch nach einem sofortigen Abzug der Koalitionstruppen. Waren im Februar noch 15 Prozent für einen umgehenden Rückzug, so vertreten inzwischen 33 Prozent diese Haltung. Die Gründe für den Stimmungswechsel sind Misshandlungen von Gefangenen. Immerhin 50 Prozent der Betroffenen nennen die Folterungen als wichtigste Ursache.
Im schroffen Gegensatz zur Stimmung in der Bevölkerung zeigen die USA keine Eile dabei, ihre Truppen abzuziehen. Das war allerdings auch nicht zu erwarten. Bereits vor dem Krieg erklärten US-Offizielle, dass die USA vorhätten, sich für viele Jahre in der Region einzunisten und so die Hand am Erdölhahn zu haben. Ob dies gelingt, wird vor allem vom Widerstand der irakischen Bevölkerung abhängen.