Black Panther Party – Aufstieg und Fall einer Partei

Anfang der 60er Jahre gab es besonders in den USA eine Reihe von Veränderungen und politischen Umwälzungen. Eine davon war die BürgerInnenrechtsfrage, die nach einigen kleinen Aktionen verschiedenster Gruppen immer intensiver behandelt wurde. Hier wollen wir uns mit einer der wichtigsten und heute noch bekanntesten Organisationen beschäftigen, der Black Panther Party.

Im September 1962 traf Bobby Seale zum ersten Mal Huey P. Newton am Merritt College in Oakland/Kalifornien. Sie waren damals beide schon politisch aktiv, teils sogar in den gleichen Organisationen, nur nie zur gleichen Zeit. Am 15. Oktober 1966 gründeten Huey P. Newton und Bobby Seale in Oakland die “Black Panther Party for Self-Defense” (BPP). Es gab einige andere Organisationen, denen sich Newton und Seale hätten anschließen können. Die BürgerIn-nenrechtsbewegung war zu diesem Zeitpunkt wesentlich von den pazifistischen Ideen des Baptistenpredigers Martin Luther King beeinflusst, eine weitere wesentliche Strömung war die “Nation of Islam” (aus der auch Malcolm X hervorging), die von islamisch-nationalistischen Ideen geprägt war. Für Newton und Seale waren beide Ansätze nicht attraktiv, sie suchten nach einer linken Alternative, die als wesentlichen Kernpunkt die organisierte, bewaffnete Selbstverteidigung der Schwarzen haben sollte. Sie sollte an erster Stelle gegen die Übergriffe der Polizei und Aggressionen der Weißen kämpfen.

Nach etwa einem Monat hatten sich neben Huey P. Newton und Bobby Seale noch 4 andere zusammengefunden: Elbert Howard, Sherman Forte, Reggie Firte und Bobby Hutton. Bobby Hutton war das damals jüngste Mitglied mit 15 Jahren. In den ersten paar Wochen erarbeiteten sie ein 10-Punkte-Programm, welches als Flugblatt verteilt wurde. Es trug die Überschrift: “Was wir wollen, woran wir glauben”. In diesem Schriftstück wurden Forderungen wie “Wir wollen, dass alle schwarzen Männer vom Militärdienst befreit werden” gestellt.

Viele Schwarze gingen unter dem Motto “No Vietnamese ever called me a Nigger” auf die Straße, diese Bewegung trug in Verbindung mit der allgemeinen Politisierung (die durch die Anti-Kriegs-Bewegung und die internationalen Ereignisse ausgelöst wurde) wesentlich zum schnellen Wachstum der Partei bei. Auf die Frage, warum gerade der Panther Symbol der Gruppe sei, gab es von Huey P. Newton folgende Antwort: “Der Panther ist ein Tier, das niemals angreift. Aber wenn er angegriffen oder bedrängt wird, dann erhebt er sich und löscht den, der ihn angreift oder überfällt, aus – absolut, entschlossen, völlig, gründlich, ganz und gar”.

Die Black Panther Party sah die militärische Macht als Lösung der Probleme der Schwarzen. Da sie sich erst gegründet hatte, stand das benötigte Geld, um sich Waffen leisten zu können, noch nicht zur Verfügung. Trotzdem vergrößerte sich ihr Waffenarsenal durch Spenden und mit der Zeit auch durch Neukauf. Das Geld hatten sie sich zum Teil durch den Verkauf des “Roten Buches” von Mao Tse-tung verdient.

Maoismus

In dieser Zeit waren viele junge Leute – egal, ob schwarz oder weiss – auf der Suche nach einer politischen Alternative und fanden sie im Maoismus, der zu der Zeit mit der “Kulturrevolution” in China gerade einen Fraktionsstreit durchmachte, welcher als antibürokratische Offensive verkauft wurde. Auch die jungen Panthers waren von den “Mao Tse-Tung-Ideen” angezogen. Viele Entwicklungen lassen sich aus dieser politischen Orientierung erklären. Der Waffenfetischismus der Panthers, die oftmals glaubten, politische Fragen militärisch lösen zu können, der Führerkult, die hierarchischen internen Strukturen, aber auch die programmatischen Unklarheiten (einerseits das bewaffnete Auftreten, andererseits die sehr unzulänglichen Programme).

Ihr erstes Büro eröffnet die BPP am 1. Januar 1967, es war eine ideale Anlaufstelle für Interessierte. Und davon gab es genügend, viele Schwarze hatten nun endlich eine Gruppe gefunden die ihre Interessen vertrat und auf eine Besserung ihrer derzeitigen Lebenssituation aus war. Viele begründen dies mit der politischen Programmatik und den vielen Aktivitäten, welche in den darauf folgenden Jahren kamen. Zu diesem Zeitpunkt zählte die BPP 25 Mitglieder, sowohl Frauen als auch Männer.

Aber wie auch in den folgenden Jahren, gaben die männlichen Aktivisten den Ton an. Schon nach kurzer Zeit kamen Kurse in politischer Bildung zustande. Hierfür wurde auch das Rote Buch (“Mao-Bibel”) als Schulungsmaterial benutzt, wobei dessen Lehren nur sehr oberflächlich behandelt wurden. Gleichzeitig wurde das 10-Punkte-Programm diskutiert und der Waffengebrauch erklärt. Das Leben in der BPP war noch nicht ganz so diszipliniert wie etwa ein Jahr später, trotzdem gab es Pflichten die jede/-r befolgen musste. Dazu gehörten: ständiger Waffenbesitz und Wissen über gesetzliche und verfassungsmäßige Rechte (es gab ein 13-Punkte-Rechts-Infoblatt).

Programm

Das Programm der Partei war durchaus kein revolutionäres. Es behandelte im Wesentlichen Forderungen nach Gleichberechtigung der Schwarzen, ohne eine konkrete gesellschaftliche Alternative anzubieten. Anfänglich war es noch vom schwarzen Nationalismus dominiert, so wurde erst später der “weisse Mann” durch den “Kapitalisten” ersetzt. Sogar religiöse Ideen flossen ein, laut dem Programm seien alle Menschen von “ihrem Schöpfer” mit gleichen Rechten ausgestattet. Für Weisse war es nicht möglich, der Partei beizutreten, doch anders als andere Gruppen wie die “Nation of Islam” sah die BPP zumindest die Sinnhaftigkeit der Zusammenarbeit mit Weissen. Nach ihrem Vorbild entstanden nicht nur Gruppen der Indigenen (das “American Indian Movement”), der MexikanerInnen (“Brown Berets”) und der Puerto-RicanerInnen (“Young Lords Party”), sondern auch weisse Gruppen.

Ein halbes Jahr nach der Gründung erschien erstmals die Zeitung: “The Black Panther – Black Community News Service”. Der Herausgeber war Eldrige Cleaver, (dessen Frau nach einiger Zeit auch aktiv mitarbeitete), die Auflage zählte schon zwischen 5000 – 6000 Stück (später wurde sie mit einer Auflage von 125.000 Stück à 24 Seiten 1969 die stärkte linksradikale Zeitung in den gesamten USA).

Ein Jahr nach der Gründung, im Oktober 1967, hatten die Panthers etwa 100 Mitglieder. Das Programm war in der Zwischenzeit eindeutiger geworden: “Die Schwarzen sollten die Machtstruktur erkennen, diese bekämpfen, zerschlagen, die herrschende Klasse verdrängen … die Regierung stürzen”. Auch die Struktur der Partei hatte sich verändert: Mitglieder mussten täglich Informationen über die politische Situation wie auch einen täglichen Bericht über ihre Aktivitäten weitergeben. Daneben blieben weiterhin juristische Kenntnisse, die ständige politische Schulung wie auch das Wissen über den Umgang mit Waffen.

Auch wenn es viele Ortsgruppen gab, waren drei Hauptregeln von Bedeutung: 1) Gehorche den Anordnungen in all deinen Handlungen. 2) Bemächtige dich nicht einer einzigen Nadel oder eines Fädchens von den “armen und unterdrückten” Menschen. 3) Reiche alles ein, was vom angreifenden Feind erbeutet wurde. Die autoritäre Struktur der Partei nach innen wurde zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich. Es sollte nicht diskutiert werden, sondern “gehorcht”. Bereits zu diesem Zeitpunkt war auch der Führerkult in der Partei sehr ausgeprägt. Auf der Titelseite der Zeitung war ein Bild von Newton abgedruckt, Poster mit seinem Photo wurden verkauft.

Da die Panthers erkannt werden sollten, hatten sie eine bestimmte Kleiderordnung, welche aus einer schwarzen Hose, einem blauen Hemd, einer schwarzen Lederjacke und einer schwarzen Baskenmütze bestand. Insgesamt gab es drei Gliederungen, eine davon waren die Jung Panthers. Sie bestand aus Mädchen und Jungen unter 16 Jahren, welche die Geschichte der Schwarzen und einige revolutionäre Grundsätze lernten; sie trugen noch keine Waffen. Die anderen zwei waren die allgemeine BPP und die Frauengruppe.

Formal waren alle Frauen in der BPP gleichberechtigt und lernten auch genauso wie die Männer, wie mit Waffen umzugehen war. Wenn eine Frau ein oder mehrere Kinder hatte, dann sollten diese mitgenommen und in einem “Kindergarten” betreut werden. Kein Mann, egal ob es der Ehemann, der Vater oder ein einfaches Mitglied der BPP war, durfte einer Frau gegenüber Gewalt anwenden, außerdem “sollte in jedem Haus der Sozialismus gelebt werden”. Ein Großteil dieser Vorstellungen dürfte allerdings in den meisten Ortsgruppen eher theoretischer Natur gewesen sein.

Es war gerade die Zeit der ersten Lebenszeichen der neuen Frauenbewegung, die mühsam versuchte, ein gewisses Grundverständnis für ihre Grundanliegen in die Gesellschaft (und die Linke) zu tragen. Die Partei selbst war schnell gewachsen, es gab kaum ein Bewußtsein für Frauenfragen. Das spiegelt sich auch im Auftreten der Partei. Der machistische Kult um Waffen und Uniformen war bis in die Spitze der Partei vorhanden, bekanntestes Beispiel ist das berühmte Bild des uniformierten Newton in einem afrikanischen Thron, in der einen Hand einen Speer, in der anderen ein Gewehr. Viele weibliche Panther sagen heute, dass das Versagen der Partei in der Frauenfrage einer der Gründe für ihr Scheitern war.

Waffen

Anfänglich waren die Panthers eine der vielen kleinen linken Gruppen und vor allem in der Bay Area von San Francisco konzentriert. Nationale Berühmtheit erlangten die Panthers mit einer Aktion, die eigentlich ganz anders geplant war. Am 2. Mai 1967 fuhren rund 30 Personen, sechs davon Frauen (die meisten Männer waren bewaffnet, die Frauen nicht), nach Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens zum dortigen Parlament, dem Kapitol, um mit einer Kundgebung die Aufmerksamkeit der Medien zu erreichen. Das war nicht weiter schwierig war, hatten die Panthers doch mittlerweile medial durchaus Aufmerksamkeit erregt. Anfangs war eigentlich nur das Verlesen einer Erklärung auf den Treppen des Kapitols geplant, wo zur selben Zeit eine Beratung über die Vorlage zu einem neuen Waffengesetz stattfand. Mit einer Gesetzesänderung sollte künftig das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit verboten werden. Interessanterweise war das solange kein Problem, solange es nur Weisse taten. Nach der Verlesung der Erklärung wollten die Panthers auf der Zuschauertribüne (wo das Tragen von Waffen legal gewesen wäre) der Sitzung beiwohnen, doch durch einen Fehler fanden sie sich plötzlich, statt auf der Tribüne im Plenarsaal, wo die Bewaffnung keineswegs legal war. Sie wurden des Saales verwiesen, die Waffen wurden abgenommen und teils entladen. Doch schließlich setzen sie sich lautstark mit der Berufung auf ihre Rechte durch und erhielten ihre Waffen geladen zurück. Im Anschluß daran wurde einer der BPP-Führer, Bobby Seale, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Kurze Zeit später wurde die Partei noch härter getroffen: im Oktober 1967 wurde Parteichef Huey P. Newton unter Mordverdacht verhaftet, im Fall einer Verurteilung drohte die Todesstrafe. Die Verteidigung von Newton mußte ein wesentlicher Bestandteil der Kampagnenarbeit der Partei sein, doch rächte sich nun der Personenkult der Partei: die ganze Partei wurde de facto in eine Free-Huey-Kampagne umgewandelt, wesentliche andere Politikfelder blieben unbearbeitet, was nach Ansicht vieler Ex-Panthers die Möglichkeiten der Partei eingeschränkt hat.

Sozialprogramme

Ein wesentlicher Grund für den Aufstieg der Partei war ihre praktische Hilfe für die Menschen in den Ghettos. Anfangs gab es im Gründungsort Oak-land für 20 Kinder ein kostenloses Frühstück, in den darauffolgenden Monaten und Jahren wurden landesweit bis zu 30.000 Kinder versorgt. An Bedürftige wurden Grundnahrungsmittel verteilt, in N.Y. wurden Kinder und Jugendliche, welche in Ghettos lebten, kostenlos eingekleidet. Die Kleidung wurde entweder gespendet oder es waren Stücke, die in den öffentlichen Waschsalons vergessen wurden. Die BPP führte ein kostenloses Transportprogramm zu Gefängnissen für Angehörige durch und betreute Gesundheitsstationen. Sie diente als Ar-beitsstellenvermittlung, beobachtete die Polizei in den Ghettos, um die Brutalität zu verringern, wenn nicht sogar zu vermeiden, und kontrollierte Dro-gendealer und verringerte so den hohen Drogenkonsum in den Ghettos. Wenn der Dro-genkonsum innerhalb der BPP eigentlich unerlaubt war, hielten sich nicht alle daran, auch Teile der Führung hatten des öfteren Probleme mit Drogen.

Trotz dieser Probleme wuchs die Anzahl der Mitglieder von Jahr zu Jahr. 1968 hatte die Partei, je nach Angaben, zwischen 3.000 und 7.000 Mitglieder in 40 Ortsgruppen. Zu Hilfe kam ihr dabei die allgemeine Politisierung rund um die Ermordungen von Martin Luther King und Malcom X, die Unruhen rund um den Parteitag der herrschenden Demokratischen Partei (wo Anti-Kriegs-AktivistIn-nen brutal verprügelt wurden) sowie die immer stärker werdende Anti-Vietnamkriegs-Stimmung. Gleichzeitig wurde es bei diesem sprunghaftem Wachstum immer schwieriger, die ideologische Linie der Partei zu bewahren. Bei einer nationalen Leitungssitzung im Dezember ´68, bei der eigentlich über organisatorische Frage diskutiert werden sollte, mußten statt dessen ideologische Grundsätze vermittelt werden, als sich herausstellte, wie gering das politische Niveau der inzwischen 45 Ortsgruppenleiter war.

COINTELPRO

Auch die Außenwelt machte es den Panthers nicht gerade einfach. Der US Inlandsgeheim-dienst, das FBI (Federal Bureau of Investigation), schaltete sich mit einem COINTELPRO (Counterintelligence Programme) ein. Anfangs hatte es das Ziel, schwarze und “extremistische” Gruppen zu neutralisieren, mit dem angeblichen Ziel, Gewalt zu verhindern. Die Methoden waren willkürliche Verhaftungen, Beweisfälschungen bei Prozessen, Falschmeldungen über die Medien wie auch “Schwarze Propaganda” (also gezielte Falschinformation über die Partei und über einzelne Mitglieder, das Schüren, interner Streitigkeiten, …) ständige Überwachungen (besonders von Kadern) und letztendlich sogar Mord. Hinzukam eine höhere Besteuerung der Zeitung und eine Anhebung der Transportkosten. Offensichtlich wurden zu dieser Zeit auch massiv Drogen in die Ghettos und in die Partei geschleust, eine ganze Reihe von Mitgliedern, auch Newton wurde nach dem Niedergang der Partei drogenabhängig. Die Drogenprobleme in den Schwarzen-Ghettos der USA dürften zu dieser Zeit begonnen haben. Dieses Problem nahm die Regierung in Kauf, sah sie doch in der BPP die aktivste und gefährlichste Gruppe schwarzer “Extremisten”.

Anfang vom Ende

Im Juli 1969 wurde eine Bilanz aufgestellt. Seit der Gründung waren 28 Panther erschossen worden, 100 waren im Gefängnis und weitere 100 warteten auf ihren Prozess. Bis Ende 1970 war die BPP in 100 Großstädten präsent und hatte einen Kern von etwa 800-1000 Personen. Selbst wenn es in-zwischen viele Mitglieder gab, fielen ihre Aktivitäten immer magerer aus, da interne Probleme aufkamen. 1970 fielen so gut wie alle Com-munity Programme aus. Auch die Gerichtsverhandlungen nahmen kein Ende, folglich gab es zu wenig Zeit und/oder Kraft, um sich mit der eigenen Politik zu beschäftigen. Dazu kamen interne Konflikte, teils aus tatsächlichen ideologischen Differenzen, teils aus persönlichen Streitigkeiten, teils geschürt durch spezielle FBI-Programme.

In den frühen 70er Jahren hatten sich Interessenskonflikte zwischen BPP Informationsminister Eldrige Cleaver und Huey P. Newton entwickelt. Eld-ridge Cleaver, Kathlen Cleaver, Don Cox und alle Mitglieder der “Internationalen Sektion” (die sich in Algier gebildet hatte, nachdem Cleaver vor einem Strafverfahren dorthin flüchtete) hatten sich am 20. März 1971 von der Black Panther Party verabschiedet. Cleaver wollte in den Untergrund abtauchen, sah sich in einer Guerillaorganisation besser aufgehoben, auch die Repression gegenüber der Panther war ihm zu stark geworden. Diese Orientierung betraf nicht nur Cleaver, sondern auch die BLA (Black Liberation Army), die 1970 dem Vorbild der ab 1969 bewaffnet kämpfenden Weather Underground Organization (“Wea-thermen”) folgte.

Daneben kritisierte Cleaver – sicher zurecht – den Zentralismus, die Bürokratie und auch den Rechtsruck in der Partei. Seine Zielgruppe war die schwarze Subkultur, auch Kontakte mit weissen Jugendlichen aus ähnlichen Schichten waren für ihn wesentlich. Newton setzte dagegen (richtigerweise) verstärkt auf schwarze Arbei-terInnen, wollte legale Mas-senarbeit machen, löste sich aber gleichzeitig immer mehr von sozialistischen Ideen. Bobby Seale, der zur Newton-Fraktion gehörte, erklärte 1972: “Die Revolution findet an der Wahlurne statt”. 1973, wurde er beinahe Bürgermeister von Oakland, allerdings auf einer Liste der herrschenden bürgerlichen Demokratischen Partei. Danach trat er eigentlich nur noch als Autor des Kochbuchs “Barbecue with Bobby” in Erscheinung. Die BPP lehnte den Kapitalismus nicht mehr grundsätzlich ab, ein schwarzer Kapitalismus wurde forciert. Newton wollte “die positiven Quellen des schwarzen Kapitalismus verstärken”.

Diejenigen, die diese Politik Newtons ablehnten, zogen nur zu einem kleinen Teil richtige Schlüsse und versuchten, im Black Wor-kers Congress eine Orientierung auf die ArbeiterInnen umzusetzen. Dies war überhaupt ein Problem der Panthers gewesen. Durch die Ortsgruppenorientierung schaffte die Partei nie den Sprung aus den schwarzen Ghettos. Mit einer Arbeitsplatzorientierung (die durch die hohe Arbeitslosigkeit schwierig war) und gewerkschaftlicher Arbeit hätten auch bei weissen ArbeiterInnen Verständnis und Sympathie für die Anliegen der Partei geweckt werden können.

Ab Mitte der 70er wurde das endgültige Ende der Partei eingeleitet. 1974 wurde Bobby Seale ausgeschlossen, die Partei vegetierte als kleine Gruppe, zurückgeworfen auf San Francisco, dahin, bis sie 1982 aufgelöst wurde. Newton war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr aktiv, er war 1974 ins Exil nach Kuba gegangen, aus dem er 1977 zurückkehrte. Die Frustration und die allgemeinen Umstände machten ihn drogensüchtig. Um wieder klar zu werden, versuchte er 10 Jahre später, sich wieder in das politische Geschehen einzuleben. Doch am 22.08.1989 wurde er bei einem angeblichen Drogendeal erschossen. Die Polizei fand einen Verdächtigen. Viele meinen allerdings, es sei eine geplante Exekution gewesen.

…Wiederbelebung erfolglos

Es gab noch einige Male Versuche einer Neugründung der Black Panther Party, wie z.B. im Oktober 1986. Es gab ein VeteranInnentreffen auf Grund des 20. Jahrestages der Parteigründung, Huey P. Newton wurde nicht eingeladen. Begründung: Es gäbe ohnehin schon zu viele verschiedene Meinungen, Newton wäre ein nur weiterer Grund für Streit. Auf dieser Versammlung wollte man die alten Probleme aufarbeiten und an neue Aktionen denken. The Black Panther sollte vierteljährlich erscheinen. Die Geschichte der Partei sollte skizziert werden, und politische Gefangene genauso wie ehemalige GenossInnen zu Wort kommen. Nach sechs Monaten hatte die Zeitung eine Auflage von 15.000 Exemplaren, die in 20 Bundesstaaten und auch außerhalb der USA verteilt wurde. Doch 1993 wurde dieser Versuch beendet.

Insgesamt kann gesagt werden, dass die Partei nicht nur an den äußeren Einflüssen, wie dem FBI-Terror, sondern auch an internen Problemen, wie der mangelnden Ausbildung, der falschen Ausrichtung und der fehlenden innerparteilichen Demokratie zu Grunde gegangen ist. Trotzdem bleibt die BPP als ein wesentlicher Versuch der Organisierung der schwarzen Menschen in den USA eine wichtige Erfahrung für die revolutionäre Linke.